Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
Baubefchreibung, Äußeres: Oftbau 
Wie Vöge fällt es auch mir fchwer, an eine Iden- 
tität der Hand in Naumburg und Mainz zu glauben, 
eine enge Verwandtfchaft des Stils fCheint mir aber 
N x N $ Zu beachten find endlich noch die Spuren alter 
Abb. 23. Gewändeprofile der Oftfen- Farbe: an den Gewändern fitt noch reichlich Rot(ob 
fter in den Seitenflügeln des Oftbaus nur oder wenigftens teilweife Grundierung ?), die 
Gewandfäume waren über einer gelblichen UnterfChicht vergoldet. Auch Schwarz 
[cheint noch vorzukommen. 
Das Laubwerk unten an der Fußplatte fist an zwei locker aufgelegten Zweigen 
(mit Wurzeln, die wie Waffer wirken). Es ift [Chmalblättrig, feingliedrig und fehr be- 
wegt (wie flammend). So beftätigt es zunächft durchaus den hochgotifchen Charakter 
der Gruppe. Dann zeigt es aber auch, daß diefe von Anfang an ähnlich muß ange- 
bracht gewefen fein. Wenn fie auch nicht mit dem Bogenfeld gleichzeitig und aus 
einem Stück ift: fie könnte doch für diefe Stelle gearbeitet fein. Jedenfalls fügt fie 
fich heute vortrefflich in das Bogenfeld ein. Immerhin muß man die Frage aufwerfen, 
ob fie nicht urfprünglich in einen anderen Zufammenhang gehörte. Es wird darauf 
weiter unten zurückzukommen fein. 
Das Nordportal zeigt eine ganz entfprechende Anlage. Neu find hier die Schäfte 
der vier Säulen (faft ganz), der Kämpfer mit einem Kapitell rechts, große Teile der 
Gewände. Das übrige ift bis auf unwefentliche Erneuerungen alt. 
Die Kapitelle find in der Boffe ftehen geblieben: hier wie an den befchriebenen 
Fenfterumrahmungen der Apfis und oben in der Zwerggalerie zeigt fich, daß der Oft- 
bau nicht in der anfänglich beabfichtigten Pracht gleichmäßig vollendet worden ift. 
Das reiche Profil der Kämpfer über den Kapitellen weift von oben nach unten Platte, 
Karnies, Kehle, Karnies, Rundftab — alle voneinander durch Plättchen getrennt — 
auf. Auch das Profil der Bogenleibung ift dem entfprechenden des Südportals fehr 
ähnlich, nur ift die Folge der Glieder auch hier etwas anders. Das abdeckende Ge- 
fims über der Bogenübermauerung fett fich aus kleinen Karniefen, Kehlen und 
Plättchen zufammen. 
Im Gewände find nachträglich zierliche Blattkonfolen aus rotem Sandftein zur 
Unterftügung des Bogenfeldes oben in die Winkel eingefegt worden. Diefe Konfolen 
find gute Arbeiten des 13. Jahrhunderts: links fehen wir große Eichenblätter, rechts 
[hmales, fehr bewegtes Laub mit plaftifch vortretenden Rippen (Tafel 9 c und d). 
Oberbau der Über den Portalen zeigt die Mauer beiderfeits nur noch drei Durchbrechungen: je 
Seitenflügel Zwei Schlitze, die den hochgelegenen Sakrifteien neben dem Oftchor Licht geben, und 
je ein größeres Rundbogenfenfter, das die obere Halle auf jeder Seite erleuchtet. Die 
Gewände diefer Fenfter find reich gegliedert: die Profile fegen fich aus mehreren 
kantigen Rückfprüngen, Karnies und halbem Rundftab zufammen. Übrigens find die 
Verhältniffe der Profilglieder in den beiden Fenftern verfchieden: die Glieder find im 
Fenfter des Südflügels kleiner gebildet, und die Folge ift dafür um eine tiefe Schräge 
bereichert. Die Abb. 23 macht den Unterfchied deutlich. 
Anmerken will ich noch, daß die Steine, die die Fenfterbogen außen in der Wand- 
fläche umrahmen, auffallend niedrig find und auf keine Weife in den Verband der 
horizontalen Quaderfchichten eingreifen. 
Endlich ift noch ein Wort über die Gefimfe zu fagen. Troß ftarker Erneuerung er- 
kennt man noch, daß auch urfprünglich die breiten Eckverftärkungen ein anderes 
Hauptgefims hatten als die Wandflächen zwifchen ihnen und der Apfis. Zwar fett 
    
   
    
     
  
   
    
    
  
  
  
   
    
    
    
   
   
    
    
    
     
  
  
   
    
    
    
     
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