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Baubefchreibung, Äußeres: Weftchor 73
Die Umrißlinie des Chores ift nach alledem höchft bewegt. Und fo ift mit gutem
Bedacht die weitere Gliederung unten fehr maßvoll gehalten: der ganze Reichtum der
Dekoration entfaltet fich erft oben. Was für eine Art Sockel die Wandflächen unten-
herum haben, läßt fich nicht feftftellen: er fteckt überall tief im Boden oder ift verbaut.
Die Wand fpringt zweimal zurück, an der Nord- und an der Weftkonche annähernd in
denfelben Höhen und Abftänden wie die Weftwand des Nordquerhausflügels. Aber in ab-
folut gleicher Höhe liegen nicht einmal die Rückfprünge je der drei Wände einer und der-
felben Konche. Wieder anders find die Wände der Südkonche behandelt. Hier wird die
Wandftärke etwas unterhalb des Rundbogenfriefes derbenachbarten Querhauswand ver-
ringert: der Rückfprung wird gerade über den Dächern der vorgebauten Häufer fichtbar.
DieHauptftrebepfeiler - amFuß der kleinenTürme — verjüngen fichjeeinmal. Andem
Nordweftpaar liegt der Rück{prung etwa in der halben Höhe der Fenfter; am Südweftpaar
höher, wenig unterhalb des Abfchlußgefimfes. An den föhwächeren Strebepfeilern der
Konchen fallen die Rück{prünge ganz oder annähernd mit denen der Wandflächen zufam-
men. Sämtliche Strebepfeiler, ftarke wie föhwächere, enden in derfelben Höhe: ihre Ver-
dachungen liegen überall in der Zone des Tafelfriefes, von dem fofort die Rede fein wird.
Der Raum zwifchen den Strebepfeilern gehört nahezu vollftändig den fehr großen
Fenftern. Ihre Gewände find einmal kantig eingeftuft und dann abgefchrägt. Etwas
oberhalb der Fenfter ift die Wandfläche mittels eines Rundbogenfriefes horizontal
abgefchloffen. Der Rundbogenfries, fchlicht aus Platten kantig gefchnitten, fußt auf
dekorierten Konfolen. Er ift nicht um die Strebepfeiler herumgekröpft, vielmehr an
der Nord- und Südkonche und an den anftoßenden Hauptvorlagen (unter den Türmen)
unmittelbar zwifchen dieStrebepfeiler eingefpannt, dagegen an der Weftkonche zwifchen
Ecklifenen gefett, die fofort unterhalb des Friefes ftrebepfeilerartig vorfpringen und
fomit die Tiefe des Fenftergewändes fehr beträchtlich verftärken.
Im Gegenfaz zum Rundbogenfries läuft das Mäanderband, das auf Tafel 22 zu
fehen ift, einem ganz flach gerundeten Wulft vorgelegt, ringsum durch: es ift auch
um die Strebepfeiler herumgekröpft und bildet deren Hauptgefims. Über diefem Band
haben die Wandflächen — nicht die Strebepfeiler, wohl aber z.B. auch die Flächen der
Füllftücke zwifchen den Hauptftrebepfeilern — einen Tafelfries (Tafel 22). Er befteht
aus rechteckigen, vertieften, von profilierten Rahmen umfchloffenen Feldern zwifchen
Säulchen, die richtige Sockel und attifche Bafen haben, und deren Laubkapitelle den
Viertelftab überfchneiden, der, mit gekreuzten Blattftengeln dekoriert, oben den ganzen
Fries abfchließt. Es folgt dann noch ein Gefims, aus Platte und Karnies zufammen-
gefegt, das zugleich der Galerie des legten AbfChnittes als Bank dient. Diefes Gefims
ift auch um das Pfeilermaffiv in den einfpringenden Winkeln zwifchen den Konchen
herumgeführt. In diefer Höhe vereinigen fich die Hauptftrebepfeiler mit dem Füll-
körper, den fie zwifchen fich haben, zu einem nahezu regelmäßigen Körper, fodaß
jet die ganze Baumaffe gleichartig zufammengezogen werden kann: als achteckiger
Turm fpringt fie nunmehr mit drei ganzen und zwei halben Seiten aus dem Winkel
vor, durchdringt auffteigend die Dachlinie, um fich endlich ganz frei und fChlank in drei
weiteren Gefchoffen über dem Chor zu erheben.
Diefe ganze Entwickelung fügt fich ftreng in die horizontale Schichtung des gefamten
Aufbaues des Weftchores ein: die legte tiefe Abdeckung der Hauptfirebepfeiler hat
genau die gleiche Höhe wie der Tafelfries. Die Oberkante der folgenden Verjüngung
fällt mit der Horizontale der Kämpfer in den benachbarten Galerien zufammen, und
das Hauptgefims des Galeriegefchoffes und damit zugleich der Konchen überhaupt
wird als trennendes Horizontalgefims auch um die Türme herumgeführt.