Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
76 Baubefchreibung, Äußeres: Weftchor, Treppenturm 
Auch die Radfenfter diefer beiden Seiten find Prachtftücke ihrer Art. Die Nabe ift 
durchbohrt — wie bei einem richtigen Rad — und mit einem Kranz zierlicher, auswärts- 
gekehrter Bogen befett, deren Enden den Speichen entfprechen. Diefe find als Stab- 
bündel ausgebildet, in der Mitte einmal kräftig zufammengeknotet. Der Außenrahmen 
ift wieder mit einem Kranz abgeftufter Bogen befegt; das Innenprofil bildet ein Rund- 
ftab, deffen Bogen abwechfelnd in die Speichen auslaufen und in freien Spitzen enden. 
Der Stab ift an der Südrofe mit Blättern befegt, an der Nordrofe glatt (Tafel 17 b). 
Am Weftgiebel ift der fteigende Rundbogenfries ohne Säulchen. Im Radfenfter 
[&heinen die Speichen erneuert; das Fenfter ift überdies zugefegt. 
Die Einfaffung der Giebelfchrägen, Platte und Karnies, ift noch romanifch; dagegen 
ftammt auch hier das Dach famt dem fteinernen Firft, ferner der Giebelfehmuck und 
die Figur des hl. Martinus mit dem Bettler auf dem Kreuz erft aus der Zeit Neu- 
manns. Eine flüchtige Zeichnung der Giebelbekrönungen von der Hand Bodmanns 
bewahrt die Stadtbibliothek (Mappe III, 63), vgl. Schneider, Darftellungen 423. 
Bauftoffe Ausgeführt ift der ganze Chorbau aus demfelben Bauftoff wie das Querhaus: Bunt- 
fandftein und Kalkftein. Der Kalkftein fcheint nach oben eher zuzunehmen. Flächen, 
die nicht Schauflächen darftellen, wie z. B.die Rückwand der Chorgalerie, zeigen wenig- 
ftens teilweife Bruchfteinmauerwerk. Die Galerie ift in Tuffftein gewölbt. 
Da zur Zeit Neumanns an der Weftapfis bedenkliche Bewegungen bemerkt wurden, 
errichtete man in den Achfen der beiden kleineren Strebepfeiler der Weftkonche an 
der Sakrifteiaußenwand zwei kräftige Pfeiler und führte von ihnen Strebebogen über 
das Dach der Sakriftei weg nach den Strebepfeilern der Konche. Die Anfchlußftellen 
find noch heute an dem Backfteinflickwerk zu erkennen. Offenbar find die Strebebogen 
[ehon bald wieder befeitigt worden: Hundeshagens Zeichnung (1819) hat nur noch die 
beiden Pfeilerftümpfe an der Sakrifteiwand: fie find mit den Figuren heiliger Bifchöfe 
gekrönt (f. Tafel 15). 1898 wurden auch diefe Pfeilerrefte abgebrochen. 
Während an der Südfeite der einfpringende Winkel zwifchen Chor und Querhaus 
oben offen und unten erft in einiger Tiefe durch eine [hräg eingefetzte Wand gefchloffen 
ift, ift er an der Nordfeite bis oben gefüllt. Vom nordöftlichen Strebepfeiler der Konche 
aus alfo [pringt die Wand nicht zurück, [ondern wendet fich in ftumpfem Winkel aus- 
wärts gegen die Weftwand des Querhausflügels, fodaß fie deffen inneres (füdliches) 
Treppenturm Fenfter faft ganz verdeckt. Unten ift diefer Füllmauer ein Treppentürmchen vorgeftellt 
(Abb. 36). Diefes runde Türmchen ift aus Buntfandfteinquadern errichtet, fteht aber 
nicht im Verband mit der anfChließenden Weftfront des Querhaufes. Gefims und Dach 
find neu. Zangenlöcher finden fich nicht an den Quadern. Dagegen tritt ein Steinmeg- 
zeichen auf (f. unten), das am Weftbau fonft nicht vorkommt. Das Innere erfchloß ur- 
[prünglich ein Pförtchen: es ift jest vermauert und durch einen Eingang von dem 
Gang aus erfett, der aus dem fogenannten Pfeilerdurchbruch (f. unten) ins Freie führt 
(f. den Grundriß Tafel 5). Die Fenfter find fchmal, oben halbrund gef&hloffen, innen 
tief ausgefchrägt. Die Arbeit ift fehr gut. Das Wandftück zwifchen dem Treppentürm- 
chen und dem nächften Strebepfeiler des Chores ift aus Bruchfteinen ausgeführt und 
verpußt. Erft recht unterfcheidet fich die Wand oberhalb des Treppentürmchens von den 
anftoßenden Wandflächen. Sie ift aus hellen Bruchfteinen errichtet und verputt, während 
neben ihr durchweg die roten Quaderflächen in der charakteriftifchen Art des ganzen 
Weftbaues erfcheinen. Die drei f&hmalen Fenfterfchlige, in Rundbogen gefChloffen, 
haben Quaderfaffung, aber ohne Profilierung. Oberhalb des dritten Fenfters liegen 
zwei Quaderfchichten, über denen dann mit dem Mäander die Gliederung des Weft- 
chores, wie wir fie oben gefchildert haben, auch hier auftritt. 
   
  
	        
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