Bauftoffe und
Bearbeitung durchaus einheitlich find, treten an den Türmen neue Bauftoffe und, den weit
82 Baubefchreibung, Äußeres: Weftvierungsturm
auch am Tafelfries und unter den Rundbogenfrieskonfolen des Chores vorkommt): ein
firaffer, Konifcher Kelch, den Blätter wie ein lederartiges Futteral umfchließen. Ihre
Spiten find zu Kugeln eingerollt, die nun unmittelbar an dem Kelch zu figen fcheinen.
Alles übrige, wie gefagt, ift f&hon befchrieben (vgl. Tafel 27 c—f). Hinzuweifen ift
fchließlich noch darauf, wie nahe die ganze Fenfterarchitektur der der oberen Fenfter
im Südgiebel des Querhaufes fteht.
Das dritte Gefchoß, gegen die beiden unteren etwas verjüngt, hat wiederum Eck-
verftärkungen, und zwar ziemlich breite Bänder. Oben find fie aber nicht durch einen
Rundbogenfries verbunden, fondern mittels einer Reihe kleiner und großer Blend-
bogen, die fich der Fenfterarchitektur eng anfchließen. Diefe befteht aus zwei getrennten
Doppelarkaden, die je von einer großen Rundbogenblende umrahmt find. Dabei ift
das Relief auch hier fehr reich: zunächft ift die Wand einmal eingeftuft; in die Stufe
ift beiderfeits ein Säulchen gefett. Den Säulchen entfpricht ein Wulft im Blendbogen.
Dann folgen die Fenfter; ihr Gewände ift ebenfalls noch einmal kantig abgetreppt, fo-
daß über den inneren Bogen noch zwei äußere Blendbogen erfcheinen, die in der Mitte
gemeinfam aufeiner kleinen Konfole über dem Trennungsfäulchen der inneren Fenfter-
bogen fußen. Diefe Fenfterarchitektur wird nun umrahmt von den Blendbogen der
äußeren Turmfchale. So kommt es, daß neben deren großen mittleren Bogen beiderfeits
nur noch je ein kleiner Spit;bogen zwifchen der Eckvorlage außen und dem Säulchen
in der Mitte jeder Seite Pla& hat. Diefe mittleren Säulen haben attifche Bafen und
Würfelkapitelle. Die kleineren Fenfterfäulen find ebenfo wie das ganze Innere der
Galerie von Neumann fo gut wie durchweg erneuert (Tafel 26); Genaueres darüber
fiehe unten. Das Gefims ift dasfelbe wie an den unteren Gefchoffen.
Wie der Turm am Ende der langen Bauperiode von etwa 1190 oder 1195 bis 1239
ausfah, zeigt Abb. 39 (vgl. die Erläuterung unter dem Bild). Im 14. Jahrhundert war
der Oftturm erhöht worden, zwifchen 1480 und 1490 folgte der Weftturm.
Das gotifche Gefchoß weift an jeder Seite zwei große Fenfter auf. Sie find mit
fehrägem Gewände ohne alle weitere Profilierung außen einfach in die Turmwand ge-
[&hnitten. Nur das Innenprofil, das dem der Fenfterpfoften entfpricht — es hat die ein-
fachfte fpätgotifche tektonifche Form —, ift abgefett. Die Fenfter find dreiteilig, das
Maßwerk, deffen Zeichnung von der Fifchblafe beherrfcht wird, wechfelt. Einige der
Figuren vergegenwärtigt die Abbildung 40. Charakteriftifch ift, daß die Unterteilung
nicht mehr überall eigene Spigbogen hat. Bisweilen greifen die Figuren des Maf-
werkes in die Unterteilung ein: dann fehlt der abfchließende Spitbogen.
Oberhalb der Fenfter ift die Turmfchale verftärkt: eine äußere Schale ift vorgeblendet,
die die Fenfterbogen mit ihren Bogen umrahmt und — etwa in der Höhe der Kämpferlinie
der Fenfter — aufKonfolen, die auch um dieTurmecken herumgeführt find, aufruht. Schon
diefe Verftärkung, erft recht alles, was weiter nach oben folgt, ift das Werk Neumanns.
Der Holzhelm, den Neumann durch feinen geiftvollen Aufbau erfeßte, ift uns in
einer alten Aufnahme erhalten: Nikolaus Perfons Novi architecturae speculi mechanica!)
gibt auf zwei Blättern einen „Grundriß oder Werckfag zu einem hohen Helm wie der
Domb zu Maing repräfentiert“. Außer dem Grundriß findet fich auch die Fachwand
und ein Schnitt der Holzkonftruktion fowie die Spige des Helms auf den Blättern.
Während Querhaus und Chor in den Bauftoffen und der Bearbeitung
‘) Moguntiae a N. Perfon edita. O. J. Mit dem — geftochenen — Titel 13 Bll. quer 8°. Das
einzige Datum, das in dem Heft vorkommt, ift 1702 (vgl. über Perfon, Schrohe, Auff. und
Nachw. S. 126 ff.).