Full text: Kreis Büdingen ([C, 1])

   
Ks 
GLAUBERG TS1 
mittelalterliche. Bei der ersten Bauanlage wurde die Abflachung des Berges am 
Rande mit einem Wall aus losen Steinen, die einst wagerecht geschichtet, aber 
ohne Mörtelverband waren, umgeben. Auf diese Weise entstand hier eine jener 
Zufluchtsstätten. der Urzeit, die man auch in der Nähe auf dem Alteburgskopf 
bei Schotten im Vogelsberg, auf dem Altkönig, deı Goldgrube, dem Brulerberg 
und Hausberg im Taunus, sowie anderwärts findet. 
Die mittelalterliche Bauanlage macht sich namentlich an dem oben beschriebenen 
Bollwerk der Angriffsseite gegen Nordosten bemerkbar. Hier trifft man unmittelbar 
am Walle die Kennzeichen mittelalterlicher Bauart und Reste von Mörtelmauerwerk, 
weiter im Innern Spuren von Grundmauern, Erhebungen und Vertiefungen, unter 
denen sich hin und wieder Mauerwerk bergen mag, verschlackte Gesteinsstücke 
und sonstige Anzeichen eines hier stattgefundenen Brandes. Alle diese Merkmale, 
gleich wie Fundstücke von Waffen, Hufeisen und anderen Geräthschaften, die hier 
ausgegraben wurden”), weisen darauf hin, dass im Mittelalter inmitten dieses 
Zufluchtsortes oder Ringwalles Wohnstätten von nicht unbeträchtlicher Ausdehnung 
errichtet waren. Es sind offenbar die Spuren der ehemals mächtigen Reichsburg 
(s. 0.), des sagenhaften Raubschlosses der Glauburg, von welcher der Volksmund 
erzählt, dass sie vor langer Zeit vom Kaiser oder dessen Landvogt zerstört worden sei. 
Eine Ansicht der Glauburg, **) 1719 gezeichnet und gestochen von Peter Fehr 
zu Frankfurt a. M., zeigt Ueberbleibsel der Bergfeste an der nördlichen und nord- 
östlichen Seite der Kuppe. Hier hinter dem Hauptwalle waren 1747 noch Reste 
von gewaltigen, zwei Meter dicken Mauern sichtbar. ***) 
Die öfters geäusserte Meinung, dass diese Feste der Vorzeit, wenn auch nicht 
von den Römern erbaut, doch von ihnen besetzt und weiter befestigt worden sei, 
ist an sich schon sehr unwahrscheinlich, da die Glauburg mehr als 5 km ausserhalb 
der römischen Grenzwehr liegt, überdies aber durch den Ortsbefund in keiner 
Weise begründet. Denn trotz der eifrigsten Forschungen fanden sich bisher nirgends 
Spuren von Niederlassungen und Strassen der Römer, weder in der Umwallung 
selbst noch in deren Nähe; und die römischen Fundstücke, die ab und zu hier 
gefunden sein sollen, kennt man nur vom Hörensagen. Von allen Gegenständen, 
die man daselbst entdeckt haben will, ist nur einer wirklich zur Hand, d. i. ein 
Steinbeil, welches auf der Glauburg ausgegraben worden sein soll und im Dorfe 
aufbewahrt wird.Tr) 
*\ Im Besitz des Grafen von Stolberg- Wernigerode. 
**) Orig. im Grossh. Haus- und Staats-Arch. zu Darmstadt. 
***) Arch. für Hess. Gesch. XI, S. 39. 
+, Von Herrn Johannes Mey zu Glauberg. 
     
    
   
    
    
   
  
   
     
    
     
    
  
      
    
   
        
    
Innenansıcht der Hallenkirche. 
  
	        
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