Full text: Kreis Büdingen ([C, 1])

Klos 
Kirche 
170 KREIS BÜDINGEN 
zunächst als Lehen auf die Büdinger, sodann auf die Herren von Trimberg über- 
ging und nach mannigfachem Wechsel 1438 ganz an Diether I. von Ysenburg fiel. 
Seitdem befanden sich beide Teile des Dorfes in einer Hand. 
Der Name des Dorfes weist darauf hin, dass es zur Zeit, wo es unter dem- 
selben zuerst vorkommt (1377), schon seine eigene Kirche besass. Dieselbe war 
dem h. Gangulf geweiht und wird 1436 ausdrücklich als Pfarrkirche (ecclesıa 
parochialis) bezeichnet.*) Das Präsentationsrecht übten die jeweiligen Landesherrn 
aus. Vom Jahre 1489 bis 1556 findet man als Pfarrer zu Hitzkirchen Heinrich 
Gailing von Altheim, welcher der letzte katholische Geistliche der Kirche gewesen 
zu sein scheint. **) 
Den Kirchenbau des Dorfes, sowie die »nachuolgenden Bew Wolferbornner 
gerichts«, Burgbracht, Rinderbügen, Kefenrod, Biudsachsen und Wolferborn selbst, 
verwaltete die »Bruderschafft Hitzenkirchen« nachweislich von 1523 bis 1688, ***) 
vermutlich aber schon in früherer, mittelalterlicher Zeit. 
Die Pfarrkirche von Hitzkirchen besteht aus einem dreischiffigen Langhaus, 
das mit einem hohen Satteldach überdeckt und an der Westseite von einem 
Staffelgiebel überragt ist, sowie aus 
einem über 5 Seiten des regelmässigen 
Achtecks errichteten, nach Westen 
um ein Joch verlängerten Chor, über 
dem sich ein hoher, steinerner "Turm 
erhebt. Fig. 81 und 82 veranschau- 
lichen die Hauptanlage der Kirche. 
Das Mittelschiff ist von den etwas 
> 
schmäleren Seitenschiffen durch je 2 
  
achteckige Freipfeiler und 2 ent- 
12400 
Fıg. 81. Hiützkirchen. Grundriss der Pfarrkirche. sprechende Wandpfeiler getrennt, welche 
mit den darüber gespannten Scheide- 
bogen 3 Joche bilden, deren Hochwände die wagrechte, hölzerne Decke tragen. 
Diese Scheidebogen, deren Profil nach dem Querschnitt der halben Achtecks- 
Pfeiler gebildet ist, können noch dem Bau des 14. Jahrhunderts angehören. 
Die früheren, spitzbogigen Fenster sind 1753 in die jetzigen rechteckigen ver- 
wandelt worden.f) Aus etwas älterer Zeit, Ende des 17. Jahrhunderts, scheint 
die Kanzel zu stammen, welche aus Holz geschnitzt, mit gedrehtem Fuss 
und dorischen, kannelirten Ecksäulchen verschen ist. Der Chorbogen ist 
beiderseits durch eine Schräge mit Hohlkehle gegliedert. Den Chor über- 
deckt ein Sterngewölbe, dessen Schlussstein das Ysenburger Wappen trägt. 
Die Hohlkehlenrippen "laufen an den glatten Wand- und Eckenflächen in eine 
Spitze zusammen. An der Nordwand des Chores bemerkt man ein Steingehäuse 
und über dessen viereckiger Öffnung, die von feinem, spätgotischem Stabwerk 
*) Würdtwein, Dioec. Moz. 11I, S. 197. 
**) Simon, Gesch. d. reichsst. Hauses Y. u. B. I, S. 86. 
*#*) Gesamt-Arch. zu Büdingen, Kulturwesen, Rep. VI, Fasc. 101. 
+) Nach den Pfarramtsakten, 
      
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
   
    
    
  
   
    
  
  
  
    
   
  
     
  
   
    
   
  
     
  
    
  
	        
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