Full text: Kreis Büdingen ([C, 1])

OBER-MOCKSTADT 
ihren Gemeinbesitz, ‘wobei der »Mainzer Anteile, d. h. das Gericht Mockstadt, 
dem Hause Ysenburg zufiel. Der Ort kam 1816 unter die Oberhoheit von Hessen- 
Darmstadt. 
Das Kollegiatstift Mockstadt wurde inhaltlich des Stiftungsbriefs, der undatiert, 
aber ins Ende des 10. Jahrhunderts zu setzen ist, von Hildigunt und ihrem Ehe- 
herrn (senzor) Hartmann gegründet,*) indem sie daselbst zur Kirche des h. Donatus 
eine h. Kongregation errichteten, welche den Dienst Gottes nach der Regel der 
Kanoniker ausübte. Erst vom letzten Drittel des 12. Jahrhunderts an liegen 
weitere Nachrichten über das Stift des h. Martin zu Mockstadt vor. *®). Als Schirm- 
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vögte des Stifts erscheinen die Herren von Limburg. Diese Schirmvogtei gereichte 
indes dem Stifte nicht immer zum Vorteil, denn es wurde bei den Fehdschaften 
seiner Vögte zuweilen in Mitleidenschaft gezogen. So scheint um 1364 die Kirche 
hart mitgenommen und das Stift zerstört worden zu sein. 
Dies erhellt aus einer Urkunde des genannten Jahres, inhalts welcher Gerlach von Limburg 
und Else seine Ehefrau dem Dekan und Kapitel versprechen, dass sie Kirche und Stift zu Mock- 
stadt »wiederthun«, auch die Nachbarn daselbst anhalten wollen, zum Bau des Stiftes beizutragen 
und sogleich das »newe Haufs« zu räumen, damit die vorgenannten Herren »ihr Gemach zu ihrer 
Notturft darin haben mögen. 
Von den Herren zu Limburg ging die Schirmvogtei des Stiftes auf die Gan- 
erben von Staden über. Diese gerieten aber bald in heftige Streitigkeiten, in deren 
Folge die Kirche und die Güter des Stifts arg geschädigt und namentlich auch 
dessen »Steinhaus« zu Mockstadt zerstört wurde. Zwar kam zwischen beiden 
Teilen 1407 ein Vergleich zu Stande, worin die Herren von Staden den Stiftsherren 
u. a. den Wiederaufbau ihres Steinhauses zugestehen, dabei aber ausbedingen, es 
solle nicht sı 
fest werden, dass es dem Schloss Staden gefährlich werden könne. 
Das Stift konnte sich auf die Dauer der Vergewaltigungen der Wetterauer Ritter 
nicht  erwehren und fasste desshalb 1508 den Beschluss, seinen Sitz an einen 
anderen sichereren Ort zu verlegen. Dies scheint um 1580 bis 1555 stattgefunden 
zu haben, als’ die Lage des Stiftes inmitten einer Gegend, deren Bewohner sich 
fast durchweg der Reformation zugewandt hatten, geradezu unhaltbar geworden 
war. Die Mockstädter Kollegiatsherren fanden im Leonhardsstift zu Frankfurt a. M. 
\ufnahme, von wo aus sie ihre Güter so gut es ging zu verwalten suchten. 
Schliesslich aber sah sich die Probstei Mockstadt genötigt, durch einen Vereleich 
von 1706 die Verwaltung ihres Hofes zu Nieder-Mockstadt, sowie die übrigen 
Güter des Stiftes in Ober- und Nieder-Mockstadt und Heegheim an Ysenburg 
abzutreten. Von da an war das Stift Mockstadt nur noch dem Namen nach vor- 
handen, bis es endlich anfangs dieses Jahrhunderts ganz einging. 
Die dem h. Donatus geweihte Pfarrkirche zu Ober-Mockstadt bestand schon 
im 10, Jahrhundert, als sie infolge der oben verzeichneten Stiftung der Hildigunt 
*) Guden. Sylloge, S. 358. Die Zeit wird annähernd bestimmt durch eine andere zwischen 983 und 991 
ausgestellte Urkunde, laut welcher dieselben Khegatten, Hartmann und 20” sua Hiltigund, der Abtei Fulda u, a. 
eine Schenkung zu Mugeistat machten, und zwar offenbar bevor sie die Gründung des Stiftes daselbst beabsichtigten. 
Verel, Dronke, Cod, Dipl. Fuld. S. 338, No. 724. 
) Wagner, Geistl, Stifte I, S, 348 ff. und Arch. f, Frankfurt’s Gesch. u, Kunst, Neue Folge III, S. 494 ff. 
Ebendas. Abb. eines alten und zweier jüngerer Sigel des Stiftes, deren Stöcke im Grossh. Haus- u. Staats-Arch, zu 
Darmstadt aufbewahrt sind, 
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Kollegiatstift 
Kirche 
     
         
    
  
    
         
    
   
    
    
   
      
     
    
      
       
   
   
   
   
   
          
   
    
   
  
  
  
   
      
     
       
  
  
  
  
	        
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