Full text: Kreis Büdingen ([C, 1])

    
    
  
    
    
    
    
   
  
    
  
   
   
     
   
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
    
    
   
    
     
      
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Kelche 
Römische 
Grenzwehr 
Burg 
KREIS BÜDINGEN 
Im Besitz der Kirche befinden sich (unter neuem Kirchengerät gewöhnlicher 
Art) eine Patena von 148 mm Durchmesser und zwei ältere silbervergoldete Kelche. 
Der kleinere Kelch, 160 mm hoch, zeigt die spätgotische Form: kegelartige Cuppa von 
103 mm Durchm., kurzen Schaft mit einfach verziertem Nodus und mehreren feinen 
Reifchen, sowie einen glatten kreisförmigen Fuss von ı18 mm Durchm. Folgende 
Minuskel-Inschriften sind am Kelch eingegraben: am Schaft, über dem Knauf 
, 
x + Ihefus - nazarenug %, unter dem Knauf, »x maria - Hilf - ung - arınen >; am Fuss auf 
einem verschlungenen Schriftband, » iorg = nr laimimm * »rikter: ion: tenerbarh N 
darunter anna ani m rer ker far. Am Rand des Fusses ist dieses Zeichen : 
eingeprägt, an der Unterfläche eine Zickzacklinie. — Der jüngere, etwas grössere 
  
Kelch, 193 mm hoch, hat eine mehr rundliche Cuppa von IO5 mm Durchm,, hohen 
Schaft mit glattem birnförmigen Knauf und mehreren Rundstäbchen, sowie einen 
gegliederten in 6 Rundzacken auslaufenden Fuss von 129 mm umschriebenen 
Durchn. Am Fuss ist zu lesen: JE. $ridell Ger-Schultheis ftifftet Diefen Kelch. 
3. Bingenheim im Jahr 1727. Am Rand des Fusses finden sich diese 
beiden, wie es scheint, nicht ganz vollständig ausgeprägten Zeichen: Im BG): 
Längst schon waren in der Nähe von Bingenheim Spuren des Pfahlgrabens 
wahrgenommen worden, allein erst durch die S. 2 erwähnten Ausgrabungen von 
1ı886**) ist der Lauf der römischen Grenzwehr, welche dicht an der Ostseite 
des Dorfes vorüberzog, festgestellt, und südlich von Bingenheim auf dem Lugberg 
sind die Grundmauern eines kleinen. Kastells von 21,0 m Länge und ı9 m Breite 
aufgedeckt worden. Die Mauern desselben hatten eine Breite von 1,8 m; im 
Innern des Kastells fanden sich die rechtwinklig aufeinander stosseriden Mauern 
eines kleinen Baues von 5 m Länge und Breite. 
Von der ursprünglichen früh-mittelalterlichen Burg von Bingenheim sind keine 
Reste wahrnehmbar; das vermutlich an dessen Stelle errichtete Schloss (Fig. 6 u. 7) 
liegt an dem nordwestlichen Ende des Ortes. Sehr deutlich erkennt man, dass 
die Anlage aus zwei Teilen, nämlich der Vorburg und der Hinterburg, welche die 
eigentliche Burg bildet, besteht. Erstere ist von einem einfachen, letztere von 
einem doppelten Mauerzug nebst Zwinger eingeschlossen, und beide sind rundherum 
von dem breiten, jetzt ausgetrockneten Wassergraben umzogen. Die ganze Um- 
wallung scheint, allen Anzeichen nach, noch gegen Ende des 15. Jahrhunderts oder 
um die Wende dieses und des 16. Jahrhunderts entstanden zu sein. 
Ueber den Graben hinweg führt mittels dreier Bogen eine steinerne Brücke; 
eine andere steinerne Brücke von zwei Bogenjochen stellt die Verbindung zwischen 
Vorburg und Hinterburg her. Beide sind um 1729 anstatt der damals gänzlich 
in Verfall geratenen hölzernen Brücken erbaut worden. Die Ringmauer der äusseren 
Burg ist an der Südseite von zwei starken Rundtürmen bewehrt, welche gleich 
den Mauern mit schlüssellochförmigen Schiessscharten versehen und mit Zinnen 
bekrönt sind. Hinter letzteren, die in neuerer Zeit »restauriert« zu sein scheinen, 
*) Laiming, s. Monumenta Boica, Index Generalis, II. S. 359. 
Kofler, Quartalbl, d. hist. Ver. 1886 S, 210, 1887 S. 128. 
   
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