FRIEDBERG I1l3
Im Burggarten sind in den Nischen der inneren Burgmauer einige Grab-
steine und andere Gegenstände aufgestellt. Erstere waren wohl früher in der abge-
brochenen Burgkirche. Der Grabstein eines Ritters in Rüstung, eine scheinbar
recht gute Arbeit, ist leider stark verwittert und jetzt ohne Inschrift. Ein solcher
eines Kindes in Windeln, einer Schützin von Holzhausen, trägt die Jahreszahl
1629 und 4 Wappen. Eine recht gute, aber leider auch sehr stark beschädigte
Arbeit ist das Denkmal eines Ritters in voller Rüstung inmitten eines Rahmens
mit 2 seitlichen Säulchen; die Umschrift fehlt. Ein Grabstein mit dem Bellers-
heim’schen, Schütz’schen, Kolmar’schen und Brendel von Homburg’schen Wappen
hat eine nur theilweise leserliche Umschrift und ist eine geringe Arbeit. Das
Bruchstück eines Grabsteines mit einem Doppel- und 5 einfachen Wappen, von
dessen Umschrift noch zu lesen ist: »woledel und gestrenge Hans Andres Schebn
zu Bergen« sei hier auch noch erwähnt.
Auch ein hübsches ionisches Kapitäl aus Sandstein, eine gute Renaissance-
arbeit, hat in einer der Nischen Aufstellung gefunden; ein gleiches auf einer Rund-
säule, die auf einem quaderartig bearbeiteten vierseitigen Sockel steht, befindet sich
noch im Garten. Sie sollen ehemals zu den Kaminstützen des Schlosses gehört haben.
Ein vortrefflliches Werk gewerblicher Kunst ist eine gusseiserne Ofenplatte,
deren Darstellungen durch dicken Oelfarbeanstrich etwas undeutlich geworden
sind. Im oberen Felde ist die Madonna mit dem Kinde und der hl. Martinus
dargestellt, zwischen ihnen 4 Wappen, im untern Felde ein Mann mit einem
Schilde und ein Bischof, zwischen ihnen eine undeutliche Gruppe von zwei Männern.
Die Tafel stammt aus dem 16. Jahrhundert; die angegebene Jahreszahl ist nicht
mehr zu lesen, doch giebt Dieffenbach 1571 an. Die Figuren verrathen einen
tüchtigen »Bossirere«.
Während die Stadt die ihr Wachsthum hemmende Hülle, die Wehrmauern,
längst gesprengt hat, umgürtet die Burg auf ihrem natürlichen Hügel noch heute
die alte Wehranlage, die sie sich auch da bewahrt hat, wo das Terrain sich im
Süden in kaum merkbarem Abfall an die Kaiserstrasse der Stadt anschliesst. So
hat sich hier der alte Gegensatz zwischen Burg und Stadt, obwohl jene längst
politisch in die Stadtgemeinde hineingezogen ist, in dem befestigten Thore, in
Mauern und Graben sichtbar erhalten. Von den ältesten Wehranlagen des ı3.
Jahrhunderts ist, so weit die Befestigungsanlagen vor unsern Augen liegen, an-
scheinend nichts mehr vorhanden. Die ältesten Theile der Mauern und Thürme
reichen bis in das 14. Jahrhundert zurück, andere gehören dem 15.— 17. an.
Auch die neueste Zeit hat noch manche Veränderungen vorgenommen, besonders
im Burggarten, der eine Erweiterung nach Norden zu erfahren hat. Das an der
Nordseite gelegene hintere Thor ist seiner äussersten Wehr verlustig gegangen,
und die Zinnen der Mauern und Thürme sind gefallen. Dennoch giebt auch
heute noch die Anlage im Ganzen ein getreues Bild von der ehemaligen kriege-
rischen Stärke dieses kleinen Gemeinwesens.
Das gesammte bewohnte Burgterrain (Fig. 69) giebt sich durch die um-
schliessende innere Mauer noch heute als ein nicht sehr unregelmässiges Viereck
zu erkennen, dessen Hauptrichtung von Norden nach Süden sich erstreckt. Diese
Grabsteine
Architekturtheile
Ofenplaite
Die Befestigung
der Burg