ILBENSTADT 149
zwei gekuppelten rundbogigen Fensteröffnungen durchbrochen sind. Die Zwerg-
säulchen dieser Fenster!) haben achteckige und runde Schäfte, gewundene, vier-
theilige und auch Knotensäulchen kommen vor; über ihren Würfelkapitälen trägt
ein geschwungener und nach vorn und hinten in der ganzen Stärke der Mauer
ausladender Kämpfer die rechtwinkelig absetzenden Rundbogen. Ueber der obersten
Fensterreihe befinden sich ausserdem innerhalb der von den Lisenen und den
Rundbogenfriesen umspannten Felder kreis- und vierpassförmige Oeffnungen. Ein
Fries mit Schachbrettmuster umrandet oben die Thürme, welche von einem in’s
Achteck übergeführten Zeltdache bekrönt sind. Diese prächtigen Thürme sind
offenbar das Werk ausgereifter künstlerischer Kräfte und entstammen der letzten
romanischen Periode des Baues.
Der südliche Thurm hat leider eine wenig schöne Reparatur erhalten: es ist
ihm ein breiter Strebepfeiler an der Westseite vorgemauert worden, an dem ein
Stein die Jahreszahl 1617 trägt.
Das übrige Aeussere der aus Quadern erbauten Kirche ist leicht geschildert.
Am Langhause sind, wie schon bemerkt, die alten romanischen Rundbogenfenster
nicht mehr vorhanden; die Querhausarme haben keine Giebel, sondern abgewalmte
Dächer und sind mit einem Rundbogenfries verziert. Die Apsismauern laufen
konisch zu und haben mit dem Querhause die bereits erwähnten gleichen Sockel.
Das Gesims der runden Apsiden besteht aus Karnies und Wulst. Am Haupt-
chore hat nur der Giebel das alte Gesims, aber in erneuerter steilerer Lage,
während der horizontale Abschluss an der Seite fehlt. Doch hat im Uebrigen die
gleich dem Chor und Querhause aus Sandsteinquadern aufgeführte Ostmauer eine
reiche Ausstattung erhalten, welche an die der Nordmauer des Querhauses am
Mainzer Dome erinnert: Ueber dem hohen mit gestreckter attischer Basis endigenden
Sockel, der sich nur um die östliche Chornische erstreckt und hier ursprünglich
mitsammt dem aufstrebenden Mauerwerk auch äusserlich vortrat, sind in Nischen
zwei Rundbogenfriese übereinander angebracht, von denen der untere durch
eine Lisene, deren seitliche Stäbe unter dem Bogen plötzlich abbrechen, in
zwei Theile gegliedert ist. Hier befinden sich auch zwei rundbogige Fenster, deren
äussere Wandungen mit Wülsten und Kehlen reich profilirt sind; eine grössere
derartige rundbogige Oeffnung, die aber vermauert ist, befindet sich in dem oberen
Felde. Der Giebel endlich hat drei flache runde Nischen, deren mittlere über
die anderen erhöht ist. An den Fusspunkten des Giebels umschliesst ein Profil
aus Wulst, Schräge und Platte die Ecken.
Der Dachreiter über der Vierung soll im Jahre 1614 errichtet worden sein.
Bauliche Aenderungen von geringerer Bedeutung scheinen auch in den Jahren 1678
und 1685 stattgefunden zu haben; hierauf deuten wenigstens Tafeln aus Sandstein
hin, von denen die eine am nördlichen Seitenschiff die Anfangsbuchstaben des
Abtes Leonhard Pfreundschick, die andere am südlichen Kreuzflügel die des bereits
genannten Abts Andreas Brandt mit der Jahreszahl 1685 trägt.
Das Innere der Ilbenstädter Pfarrkirche ist mehrfach verändert worden. Dem
Ende des 17. Jahrhunderts mögen die Gestalten Christi, Mariä und der Apostel
ı) Abbildungen bei Müller a, a. ©. Taf. ro, ı9 und 20.
Das Innere
Holzschnitzereien
en en
ee
ed