XXIl. KIRCHGÖNS
KIRCHGÖNS
FARRDORF, nördlich von Butzbach, heisst ı150 Ärrchunnesse,‘) im
13. und 14. Jahrhundert Arrchgunsse, Chirgummese,?) Kir-, Kırch-
gunsse, Kyrichgunsen,?) Kirchgumsin. Die Gönser Mark und ein Dorf
Göns, Gunnissen, Gunnisheim werden im Codex Laureshamensis er-
wähnt.*) Jene Mark umfasste die heutigen Dörfer Lang-, Kirch-, Pohl- und Ebersgöns,
von denen Kirchgöns als das älteste betrachtet wird.
Amt, in welchem diese Ortschaften lagen,
gehörte früher zu dem Schlosse von Gleiberg
und Cleeberg. Mit Giessen kam die Hälfte
desselben an die Landgrafen von Hessen,
ohne dass zunächst eine Theilung vorge-
nommen wurde; diese erfolgte erst 1703, wo-
bei Ebersgöns an Nassau, die andern drei
Dörfer, die den Namen Göns führten, an
Hessen fielen.®) Kirchlich gehörten jene
Irte zur. Diözese: Trier. ?)
Dass Kirchgöns der älteste jener
vier Orte gewesen, findet seine Bestäti-
gung darin, dass seine Kirche einen Thurm
als Rest einer sehr alten Kirche, der
ältesten der vier Orte, aufzuweisen hat;
diesem Umstande verdankt der heutige
Name wohl die den Ort bestimmende
Vorsilbe. Die Pfarrkirche ist einschiffig,
hat einen gradlinig geschlossenen Chor
und eine flache Decke. Ein spitzbogiges
Portal, dessen Wandung zweimal rechteckig
absetzt, führt an der Südseite in das
Innere. DBeachtenswerth ist der an der
Westseite aufsteigende kräftige vierseitige
Thurm mit pyramidalem beschiefertem
Aufsatz (Fig 98); er ist verputzt und
hat an den Ecken Quadern aus Lungstein.
Der Eingang zu diesem Thurm ist schlicht
rundbogig. Oben ist er an jeder Seite von
romanischen gekuppelten Fenstern durch-
brochen, deren Rundbogen von Zwergsäulen
ı) Weigand im Arch., Bd. VII, S. 329. Baur, Urk. I, 62.
5) Schmidt a. a. O., Bd. I, S. 241.
4) IH, S. 14. etc.
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Das ehemalige Hüttenberger
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Fig. 98. Kirchgöns. Ansicht des Kirchthurmes.
2) Arnsb., Urk. 13.
6) Ebds. u. Arch,, Bd. III. S. 28,
3) Ebds. 106.
Pfarrkirche