Denkmäler
Kirchliche
Gefässe
164 KREIS FRIEDBERG
hat, ihn einer ehemaligen Befestigung des Ortes zuzuschreiben. Das zweite Stock-
werk des Thurmes ist achteckig und trägt einen entsprechenden Helm aus Holz,
der unten mit vortretenden Giebeln versehen und mit Schiefer bekleidet ist. Die
Fenster und das Portal haben schlichte Spitzbogen. Ein anscheinend noch romanisches
Portal der Nordseite ist zugemauert. Ueber dem spitzbogigen Portal der Südseite
ANN DNI
1630 Höher oben ist ein Stein mit dem landgräflich
lesen wir auf einem Steine:
hessischen Wappen in Relief angebracht, der zugleich folgendes Chronostichon enthält:
Auspicüs Fhovae, Landgravi Fure Georgt,
Haec saera lapsa prius fit reparata domus
FaC tVa FhesV In ea resonet DoCtr Ina perene
PeLLe LVpos, serVa sInt {UbI CorDa LVCro.
Im Uebrigen bietet dieser in neuester Zeit restaurirte Bau an sich nichts
Bemerkenswerthes.
Von älteren Denkmälern haben wir die folgenden zu erwähnen.
Ausserhalb der Kirche an der Wange der zur Empore führenden Treppe, die an
der Westseite neben dem Thurme angebracht ist, befinden sich drei Grabsteine
mit Bildnissen in Relief, ein grösserer, welcher der Frau Susanna Catharina Diede,
die 1628 starb, angehört, und zwei kleinere für deren Kinder. Wenn auch hand-
werkliche Arbeiten, erwecken sie doch einiges Interesse durch die getreue und sorg-
fältige Wiedergabe der Tracht. Neben diesen Steinen ist der Heinrich’s von
Wachenheim aus farbigem Marmor und der des Georg Christoph Diede zum Fürsten-
stein aufgestellt, von denen ersterer 1627, letzterer 1686 gestorben ist. Letzteres Denk-
mal ist am Rande mit den Wappen des Veıstorbenen und der Ahnen ausgefüllt;
es befanden sich unter diesen die Bodenhausen, Görtz, Traxdorf und Schenck zu
Schweinsberg. Diese Grabsteine sollen früher im Innern der Kirche gestanden
haben, worauf auch ihre gute Erhaltung schliessen lässt. Im Innern selbst befindet
sich ein Grabmal aus schwarzeın und weissem Marmor, eine Tafel mit Inschrift,
deren Bekrönung seitlich von zwei Säulchen auf Konsolen getragen wird, das
»Trauermahl denen weiland Reichsfreien hoch Edel geborenen Herrn Herrn Ludwig
Heinrichen und Hr. Philips Georgen, beide von Wachenhein (f 1668 und 1674)s,
»abgestattet von der hoch edelgeborenen Frawen Fr: Katharina Eleonora von
Wachenheim gebornen Diede zum Fürstenstein«e. An Kunstwerth überragt auch
dieses Denkmal die andern nicht.
Auf dem von einer Mauer umfriedigten Kirchhofe befindet sich noch ein alter,
anscheinend romanischer Taufstein aus porösem Basalt, der als Verzierung vertiefte
Felder mit Rundbogen in Gruppen zu je zweien hat.
Der Abendmahlskelch aus vergoldetem Silber nebst Patena und Ciborium sind
schlichte Arbeiten des 17. Jahrhunderts aus einer Frankfurter Werkstatt. Der erstere
trägt auf dem Fusse in Gravirung das Wachenheim’sche Wappen und P.G.V.W. 1667;
das viereckige kleine Ciborium mit Schiebedeckel unter dem Boden dieselben Buchstaben
und 1674, sowie einen kleinen Cruzifixus, das Bild in runder Gestalt, das Kreuz in
Gravirung auf dem Deckel. Der Stifter war also vielleicht der oben erwähnte Phil. Georg
von Wachenheim, dessen Mutter dem Hause Diede zum Fürstenstein angehörte.