MÜNZENBERG 179
Schlussstein ist in schräger Lage ein erhabenes Wappen mit quergetheiltem Schilde
angebracht; über einem Entlastungsbogen ziert ein Rundbogenfries die Mauer. Der
obere Raum soll erst in diesem Jahrhundert in Verfall gekommen und bis dahin
für die jährlichen Sitzungen der herrschaftlichen Beamten zur Prüfung der »Ab-
schiede der Baurechnungsjahre« hergestellt gewesen sein. Die Löcher für die Quer-
balken der Thorflügel und eine obere steinerne Pfanne sind an der Innenseite des
Thores noch vorhanden. Vor demselben sind in der äusseren Mauer noch das obere
Stück eines Bogens und die Fundamente der vortretenden Mauer sichtbar; hier lag
vielleicht ehemals eine Zugbrücke. Eine Mauer, die mit Schiessscharte versehen war,
verbindet in nördlicher Richtung dieses Thor mit der Ringmauer des Burghofes.
Hinter diesem Thorbau gothischer Zeit, vielleicht des 14. Jahrhunderts, be-
findet sich ein zweiter schmälerer Zwinger, durch welchen der gepflasterte Weg in
gelinder Krümmung zu dem Hauptthore der Burg führt, welches in der Ringmauer
des Burghofes unter dem Wehrgang angebracht ist. Diesem zweiten Zwinger legt
sich ein dritter nach Süden vor, der in der Westmauer einen runden, nach innen
offenen Vertheidigungsthurm hat; den natürlichen Verhältnissen des Abhanges ent-
sprechend, liegt dieser Zwinger tiefer als der zweite.
Die äusseren Mauern des ersten und zweiten Zwingers haben gleichfalls
Schiessscharten für Wallbüchsen oder Geschützrohre und dürften mit ihrem auf-
steigenden Mauerwerk gleichzeitig mit dem »Portenhaus« des äussersten Thores
errichtet sein. Ihr Mauerwerk ist aus mittelgrossen Steinen errichtet, deren Fugen
mit kleineren Steinen und Mörtel ausgefüllt sind.
Das dritte, das Hauptthor der Burg (Fig. 107 u. Ill des Grundrisses), bildet
eine mit halbkreisförmigem Tonnengewölbe überdeckte Halle, die sich mit an-
steigendem Boden und Gewölbe in schräger Richtung und allmählicher Erweiterung
nach Nordwesten zu unter der Burgkapelle hinzieht. Da die eine Seite dieser Halle
länger ist als die andere, so hat man die Schwierigkeit der Ueberwölbung dadurch
überwunden, dass man vor der nördlichen Thoröffnung einen Sandsteinbogen parallel
zur südlichen Oeffnung einlegte, einen Bogen über der schräg hierzu stehenden
nördlichen Oeffnung in gleicher Art herstellte und füglich das so entstehende
zwickelartige Stück wie das übrige Gewölbe mit unregelmässigen Steinen im Halb-
kreise der Halle ausmauerte. An der südlichen Thoröffnung sind die äusseren
Ecken abgerundet; ihr Halbkreisbogen ist abgestuft; die Sockel haben Schrägen;
von den beiden Bogen hat der untere Wülste als Kämpfergesimse, der obere äussere
Schrägen mit Platten darüber. Ueber dem Bogen ist an der Mauer ein horizontales
Gesims aus Schräge und Platte angebracht; auch fehlt über diesem die Pechnase
nicht, die, aus Basalt und Lungsteinbasalt hergestellt, vom Wehrgange der Burg aus zu-
gänglich war. Der Verschluss der Thoröffnung erfolgte durch ein Flügelthor, zu dem die
beiden oberen steinernen Pfannen noch vorhanden sind; innen wurde ein Querbalken vor-
geschoben, zu dessen Lagern die seitlichen Maueröffnungen dienten. Links und rechts im
Innern der Halle befinden sich Thüröffnungen, von denen die in der Westmauer zu einem
grösseren rechteckigen Gewölbe führt, das sich unter dem Schiff der Kapelle befindet.')
ı) Dass die Thüröffnung in der Ostmauer der Halle zu einem Gange gehörte, der zur Kapellentreppe führte,
wie v. Ritgen a, a. O. S. 6 angiebt, ist nicht zu erkennen.
128
Der zweite und
dritte Zwinger