Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

  
  
  
  
  
  
Pfarrkirche 
222 KREIS FRIEDBERG 
XAX. NIEDER-WEISEL 
FARRDORF, !/a Stunde von Butzbach gelegen, wird im 8. Jahrhundert 
als Wizzila, Wizele,‘) im 13. und 14. als Wıizela, Wı(s)zele und 
Wissel erwähnt; 1367 wird es NMydaırn Wizel und 1405 Nydder- 
wıssele genannt,?) im Gegensatze zu Hochweisel, welches ursprünglich 
Hovawızıla, Hofweisel, hiess.®) 1271 finden wir den Ort als Münzenberg’sches Erbe 
im Besitze der Herren von Falkenstein, von denen ihn die Herren von Eppstein 
  
durch Erbschaft erhielten. Bei der 1433 vorgenommenen Theilung kam er an die 
Königstein’sche Linie dieses Hauses und 1479 durch Kauf an Solms-Lich. Diesem 
Hause verblieb der Ort nach mehrmaligen Verpfändungen bis zu seiner Mediatisirung 
im Jahre 1806. Kirchlich gehörte Nieder-Weisel zum Landcapitel Friedberg und dem 
Archidiakonate beatae Mariae virginis ad gradus in Mainz. Es hatte sein eigenes 
Schöffengericht, welches nach einer Urkunde von 1343 »vor dem Kirchhofe«, später 
aber im Rathhause tagte und dessen Vorsitz der fürstliche Amtmann führte.) 
Die dem hl. Nicolaus geweihte Pfarrkirche (Fig. 143) gehört zwei zeitlich 
weit auseinander liegenden Bauperioden an: Der Thurm mit quadratischer Grundform 
ist romanisch und stammt aus dem 12. Jahrhundert, wahrscheinlich aus der ersten 
Hälfte. Das Langhaus desselben ist ein schlichter rechteckiger Bau, der aus Um- 
bauten um die Jahre 1545 und 1616 hervorgegangen ist. Der durch Restaurationen 
mehrfach verunstaltete mächtige Thurm steht an der Westseite. Sein Aeusseres ist 
durch vier Reihen, zum Theil zerstörter, Rundbogenfriese zwischen Lisenen belebt; 
sein aus Holz erbauter und mit Schiefer bedeckter Helm ist achteckig und hat ein 
Zwiebeldach mit Laterne. Im untersten Stockwerke ist über der in das Langhaus 
führenden Thüröffnung noch der alte Rundbogen aus romanischer Zeit vorhanden; 
er ist an der inneren Thurmseite abwechselnd aus Lung- und Ziegelsteinen her- 
gestellt. Im zweiten Stockwerke befindet sich in der Ostmauer eine halbkreisförmige 
Nische, die noch Spuren von Malereien zeigt, erkennbar von letzteren ist noch eine 
Figur mit langem Gewande. Hier war offenbar eine Kapelle, die wohl, wie gewöhnlich 
in den Thürmen, dem hl. Michael geweiht war. Ein rundbogiges Fenster führt das 
Licht ein. In diesem Raum liegen 2 romanische Zwergsäulen nebst zugehörigem 
Kämpferaufsatz, die man vor einiger Zeit bei einer Restauration ausgebrochen hat. 
Thurm und Langhaus sind aus Basalt und Sandstein erbaut. 
Das Langhaus ist ein schlichter Saalbau ohne Chor, der eine flache von zwei 
schlanken Holzsäulen unter zwei Unterzügen gestützte Decke hat. Im Westen, Norden 
und Osten sind Emporen angebracht, letztere für die Orgel. Die Fenster sind 
spitzbogig und ihre Wandungen an den Aussenecken gekehlt. Die drei Portale, 
ı) Cod. Lauresh. II. 632—638, 624. 
2) Baur, Arnsburger Urk, 581 u. 698. 
3) Weigand, Arch. Bd. III. S. 303 u. Kayser, Aus der Chronik von Nieder-Weisel ebds. XII. 507. 
4) Kayser a. a. O. S. 355. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.