OBER -ESCHBACH 233
XAXLSOBER-ESCHBAGCH
FARRDÖRF, findet sich 1420 nebst Steinbach, Nieder-Eschbach und
Holzhausen im Besitze der Königsteinischen Linie der Eppsteiner ')
und kam von dieser durch Erbschaft an die Grafen von Stolberg,
welche diese Ortschaften durch Verkauf 1595 an Hanau abtraten. °)
Beim Aussterben der Hanauer fiel der Ort an Hessen - Darmstadt. Im 9. 'Jahr-
hundert findet sich ein Aschebach,?) im ı2. ein Asse- und Zssedach, 1487 ein
Obern-Espach erwähnt. ®)
Kirchlich gehörte Ober-Eschbach zu dem Archidiakonate von St. Peter
in Mainz.)
Die evangelische, noch im Gebrauch befindliche Pfarrkirche ist eine schlichte
einschiffige Predigtkirche, die in den Jahren 1728— 32 für die damalige lutherische
Gemeinde erbaut wurde. Sie hat einen mehrstöckigen Dachreiter mit Zwiebeldächern
im Stile der Zeit. Der Altar des an den Ecken abgestumpften Gebäudes steht
vor der einen Langseite. Ueber der nördlichen Kirchenthür ist ausser zwei Wappen
die Jahreszahl 1728 angebracht.
Ein sehr schönes Werk der Holzschnitzerei ist die ein halbes Achteck bildende
Kanzel aus dem Jahre 1623. Vor ihren Ecken stehen Säulchen mit gewundenen
Schäften, in die Füllungen sind Nischen eingelassen, die von barocken Ornamenten
mit reichem rundlichem Schnitt umrahmt und mit den bemalten Statuetten der
Evangelisten und Christi geschmückt sind. Die Postamente der Ecksäulchen sind
mit Engelsköpfchen verziert. An der unteren Bogenfüllung befindet sich ein Pelikan
in Relief. Der sehr reich ausgeführte Schalldeckel hat eine Laterne mit Ecksäulchen
und trägt einen Pelikan in der bekannten Darstellung.
Die ehemalige reformirte Kirche ist nach 1824, als die beiden Confessionen
vereinigt wurden, zum Rath- und Armenhause umgebaut worden. Sie bestand aus
einem einschiffigen Langhause mit runder Apsis und viereckigem Thurme vor der
Westseite. Letzterer stammt, wie die Portale in seiner West- und Ostmauer mit ge-
kehlten Wandungen, das erstere auch mit einem Kreuz auf dem Schlussstein,
beweisen, in seinem untern Theile noch aus romanischer Zeit, während die in
spitzbogigen Nischen angebrachten spitzbogigen gekuppelten Fenster der Uebergangs-
zeit angehören; ihre schlanken Säulchen haben kelchförmige Kapitälchen und ihre
Bogen ruhen an den äusseren Wandungen auf Konsolen. Innen sind diese Fenster
mit Stichbogen überdeckt. Der Thurmhelm ist achteckig und baucht sich wulst-
förmig aus, bevor er als Pyramide emporsteigt.
2) Arch, Bd. I. S.: 527. 2) Schmidt a. a. O. S. 217 u. 219. 3) Cod. Lauresh. III. S. 86.
4) Arch. Bd. VII. S. 273. 5) Würdtwein a. a. ©. Bd. II. S. 26,