Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

BURGGRAEFENRODE 17 
VI. BURGGRAEFENRODE 
0 FARR DORF, südlich von Friedberg gelegen, hiess früher zum Rode 
D an oder schlichtweg Aode; seit 1483 findet sich der Name Burg- 
grevenrode. Der Ort gehörte zur Mark von Karben. Seine Kirche 
  
hatte einen eigenen Kapellan, welcher der Pfarrei (Klein-) Karben 
unterstellt war. Hinsichtlich der gerichtlichen Zuständigkeit heisst es in einem 
Weisthume aus dem Anfange des 135. Jahrhunderts, dass »Burggräfenrode in das 
Keucher Freigericht und jen Carben zu dem Dorfe und zu seinem. Dorfgreven 
gehöre«,!) während nach Eigenbrodt?) dieser Ort, soweit bekannt sei, niemals 
unter diesem Gerichte gestanden, sondern eine reichsunmittelbare Besitzung der 
Familie von Karben gewesen sei, die ihn von Münzenberg und den Münzenberger 
Erben zu Lehen trug. Ursprünglich Münzenbergisches Lehen der 1729 erloschenen 
Herren von Karben, kam später der Hanauische Antheil an Kassel und 1810 
an Darmstadt, während die übrigen Antheile an Solms - Rödelheim gelangten. °) 
Nach Würdtwein ®) hatte Burggräfenrode eine zur Pfarrei Klein - Karben gehörige 
Kapelle mit eigenem Kaplan. 
Die heutige 1729 an ihrer Stelle erbaute evangelische Kirche ist ein schlichter 
Bau mit flacher Decke, hohen Rundbogenfenstern und einem Dachreiter mit zwiebel- 
förmigen Bedachungen. 
Neun ehemals in der Kirche vor dem Altarraum befindlich gewesene Grabsteine 
der Herren von Karben sind 1876 bei einer gründlichen Wiederherstellung der 
Kirche an der Kirchhofsmauer aufgestellt worden, wo inzwischen die Schrift un- 
leserlich geworden ist. Nur das Wappen der Herren von Karben, das im obern 
Felde einen rothen Löwen in goldenem Felde, im untern eine weisse Lilie im 
blauen Felde hatte, ist noch einigermassen kenntlich geblieben. 
Unter den Abendmahlsgefässen befindet sich ein schlichter, silberner, ver- 
goldeter Kelch mit dem Augsburger Beschauzeichen und dem Meisterzeichen GR. 
Von den ehemals vorhanden gewesenen drei Burgen, der Unterburg, der 
Weissburg und der Oberburg, sind nur noch Theile der letzteren, das sog. Schloss, 
(Fig. 8) vorhanden, von dem das Haupthaus zur Pfarrwohnung umgebaut ist. 
Dieses Pfarrhaus hat eine rechteckige Grundform, einen im Norden vor- und 
eingebauten runden Treppenthurm, der mit achteckigem, mit Zwiebeldach versehenen, 
beschieferten Aufsatz überdeckt ıst, und einen rechteckigen Vorbau an der west- 
lichen Langseite.. Es ist zweistöckig, mit einem Mansardendach versehen und 
verputzt. Ein Theil seiner Umfassungsmauer rührt noch aus dem 16. Jahrhundert 
her und zeigt an einigen Baugliedern noch die Einflüsse der Spätgothik. So hat 
1) Archiv Bd. I. S. 236. 2) Ebds. S. 279. 
3) Landau a. a. O. S. 88 u. 89. 4) Würdtwein a. a, ©. Bd. II. S. 118 
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Kirche 
 
	        
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