Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

  
  
  
  
  
  
  
Pfarrkirche 
234 KREIS FRIEDBERG 
In diesem Thurm hängen noch 2 Glocken. Die grössere, 1,03 m weit und 
0,89 m hoch, trägt die Umschrift in lateinischen Majuskeln : 
HANC CAMPANAM FUNDEBAT ]J. P. BACH WINDECKENSIS PRO 
ECCLESIA REFORMATA OBERESCHBACCENSI PASTORE. 
DIE OCTOBRIS 29 ANNI MDCC-LXVI. SOLI DEO GLORIA. 
Ausserdem sind Salbeiblätter in Relief angebracht. Die kleinere Glocke ist von 
Johann und Andreas Schneidewind 1729 gegossen. 
Bruchstücke der Umfassungsmauer des Ortes sind noch vorhanden. 
. 
XXXIH. OBER-MÖRLEN 
FARRDORF, war der Hauptort in der ehemaligen Mark von Mörlen 
oder in dem Mörler Grunde. Die Bezeichnung »22 Moruller marca< 
      
     
® 
5" 35 
3465 findet sich schon 790;!) 1193 heisst der Ort Murle.?) 1357 findet sich 
x »Ober-Morll<«, 1476 die »dberden Morlyn«?) Die Schicksale dieser 
Mark bis zur Theilung derselben an die beiden Linien des Hauses Eppstein haben 
   
wir schon bei der Besprechung von Langenhain erwähnt. Bei dem Erlöschen des 
Königsteiner Stammes kam Mörlen an Stolberg und nach dem Tode Christoph’s 
von Stolberg 1581 in den Besitz von Mainz, von dem es 1803 an Hessen überging.*) 
Gerichtlich scheint Mörlen (OÖbermörlen) schon früh getheilt gewesen zu sein 
zwischen den Patronatsherren und dem Könige.) Im Jahre 1326 wurde Gottfried 
von Eppstein belehnt mit dem Antheile der Herren von Greifenstein, welche 
die königlichen Güter des Mörler Grundes inne gehabt hatten, nämlich mit dem 
Antheile »an dem Gerichte und auch in den Gerichten zu Mörle«; ferner verlieh 
der Kaiser dem genannten Herrn »alle dye Lude die das Ryche vnd mir von des 
Ryches wegen sytzen haben in den Gerichten zu Morle vnd in dem Grunde, der 
zu Morle gehoret.« ®) 
Die Kirche zu Ober-Mörlen gehörte zum Archidiakonat S. Mar. virg. ad 
Gradus zu Mainz. Schon König Philipp (1197—1208) überwies die Hälfte der 
Kirche dem deutschen Orden und 1220 traten Heinrich Herr von Isenburg und 
Euphemia, Gräfin von Kleeberg, ihren Antheil an der Kirche demselben Orden ab; 
Würdtwein sagt”) unter der betr. Rubrik: »In superiore Morle: Domus T'heutonicorum 
et habet plebanum de ordine suo.« 
Die sofort nach einem Brande des Jahres 1716 erbaute Pfarrkirche des 
hl. Remigius ist, dem Stile der Dorfkirchen dieser Zeit und Gegend entsprechend, 
ein Saalbau mit schlichten, schlanken Holzsäulen, flacher Decke und Emporen und 
ı) Trad. Lauresh. Nr. 3009. 2) Gudenus, cod. dipl, I. p. 326. 3) Scriba, Regesten Nr. 1524 
u. 2492. 4) Vgl. Landau a. a. O. S. 5. 5) Ebds. S. 49 u. 50. 6) Landau a. a. O. S. 5o 
u, 51. Senckenberg, Sel. jur. et hist. I. p. 195 u. 196. 7) Würdtwein a. a. O. Bd. III. S. 47. 
 
	        
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