240 KREIS FRIEDBERG
ZAAIN OB SLADT
WFARRDORF, nur einige Kilometer von Friedberg entfernt und mit
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seiner Gemarkung fast bis zu dessen Mauern reichend, wird im Jahre
817 zuerst als //uchenstat erwähnt; im 13. Jahrhundert heisst der
Ort Ockestad, Ocstat, Ochestat und Ockstad; im 14. Jahrhundert
findet sich noch Oxszard. Im ı2. Jahrhundert ist der Ort im Besitze der Grafen
von Kleeberg und Mörle, nach deren Aussterben er 1280 an den Schwager des
Miterben Gerlach von Isenburg-Limburg, Gottfried III. von Eppenstein, gelangt.
In dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts gehört Ockstadt den Herren von Cleen,
deren letzter männlicher Sprosse 1521 starb. Erbe wurde der dem ausgestorbenen
Geschlechte verschwägerte Hans von Franckenstein, dessen Nachkommen noch heute
das herrschaftliche Besitzthum Ockstadt’s gehört. 1806 kam ÖOckstadt an Hessen.
Die Kirche zu Ockstadt war eine Filiale der des ausgegangenen Ortes Strass-
heim, hatte aber ihren eigenen Pleban. Im Jahre 1380 erwarb sie sich von der
Mutterkirche das Recht der Taufe. ')
Pfarrkirche Die heutige katholische Pfarrkirche ist in den Jahren 1706 und 1707 erbaut,
hat einen mit 5 Seiten des Achtecks erbauten Chor, der mit diagonal gestellten
Mauern sich dem einschiffigen, flachdeckigen Langhause anschliesst, und einen
viereckigen Thurm mit schlichtem spitzem Helm aus Holz mit Schieferbekleidung
und an der Südseite einen quadratischen Vorbau, die Gruftkapelle der Herren
von Franckenstein. Der Hochaltar, ein Säulenbau mit geschnitzten Holzfiguren,
MI die beiden Nebenaltäre, der Altar der Gruftkapelle, Beichtstuhl und Kanzel und
die Chorschranken aus durchbrochener Holzarbeit sind in der bewegten Form des
sog. Zopfes gehalten. Auf dem Hochaltar steht ein 0,60 m hohes silbernes Altar-
kreuz von nicht übler Arbeit aus derselben Zeit, während ein gleichfalls silberner
Crucifixus mit den Figuren der Maria und.des Johannes eine gute Arbeit aus der
Mitte des 18. Jahrhunderts sein mag.
Kelch Ein Abendmahlskelch aus vergoldetem Silber, 0, 19 m hoch, ist eine gut er-
haltene und schöne Arbeit aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Der Fuss
mit Crucifixus entwickelt sich aus dem Sechspass; der Nodus hat vorspringende
Rosetten, in der Mitte Halbedelsteine und oben und unten zwischen jenen in ge-
triebener Arbeit gothische Maasswerkmuster. Ueber und unter dem Nodus sind am
Fusse durchbrochene Maasswerkmuster angeordnet. Die Cuppa hat die geschwungene
Form eines halben Eies. Zu diesem Kelche gehört eine Palla aus Seide mit den
Darstellungen der Madonna mit dem Kinde und von Rosetten, Blättern und Blüthen
in Plattstickerei mit Gold- und Silberfäden, die aber bedeutend jünger ist. Ein I
zweiter Abendmahiskelch aus vergoldetem Silber ist nach dem Meisterzeichen FB
innerhalb eines dreibogigen Schildes und dem Beschauzeichen eine Arbeit des Augs-
Burger Meisters Joh. Friedr. Bräuer, der 1753 starb. Der Fuss ist mit getriebenen
ı) Seit Kursen erfreut das Dorf Ockstadt sich einer sorgfältig bearbeiteten umfangreichen Chronik unter dem
Titel: Rady, J. B., Pfarrer zu Ockstadt, Chronik von Ockstadt, nach Urkunden der von Franckenstein’schen Archive
zu Ockstadt und Ullstadt bearbeitet. Friedberg, Hessen, 1893. Buchdruckerei von Bernh, Ekey.