REICHELSHEIM 249
Die grösste Glocke der Kirche hat nach Schäfer!) die Aufschrift: Zudwig
Kaluert Burger zu Butzbach goss mich anno domini M. CCCCCKT.
Auch Pohl-Göns hat noch eine stattliche Zahl älterer Häuser in dem oben?)
geschilderten Typus. Wir theilen den Flur eines derartigen Hauses, in dem sich
noch einiges Schnitzwerk und an der Treppe auch die alten Profile erhalten haben,
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XARAVEL REICHEISHEIM
in unserer Abbildung mit.
TADT, auf dem rechten Ufer des Flüsschens Horloft gelegen, im Mittel-
alter Rzcholfesheim, Richelsheim genannt, lag in der ehemaligen Ful-
I RM) dischen Mark. Urkundlich wird sie zuerst 852 erwähnt.®) Eine
Sb Hälfte des Ortes sammt Wäldern, Vogtei, Kirchsatz etc. findet sich
1388 im Besitze der Herren von Falkenstein.*) Der letzte dieses Stammes ver-
tauschte diese Hälfte 1416 an den Grafen Philipp von Nassau,?) dem 1423 die
fuldische Mark verschrieben wurde. Im Jahre 1370 kaufte Hessen die nassauischen
Rechte der fuldischen Mark an sich, jedoch wurde von diesem Kaufe nicht nur die
Hälfte von Reichelsheim ausgeschlossen, welche Nassau schon früher als fuldisches
Lehen hatte, sondern auch die andere Hälfte. Im Jahre 1740 ging. Reichelsheim
wiederkäuflich an den Fürsten Heinrich zu Schwarzburg-Sondershausen über, der
sich vor dem Östthor das unten zu erwähnende Haus baute; nach dessen 1758
erfolgtem Tode fiel der Ort an Nassau zurück. Erst im Jahre 1866 wurde Reichels-
heim hessisch.
Der Ort hatte seine eigene Pfarrkirche;®) sein Schöffengericht wird 1354 und
1364 erwähnt, ?) seine Landwehr 1570.
Die Pfarrkirche (Fig. 157 und 158) ist eine dreischiffige spätgothische Basi-
lika mit Kreuzgewölben, viereckigem Thurm und hohem Chorbau; die Pfeiler des
dreijochigen Langhauses sind rund und ohne Kapitäle; ihre Basen bestehen aus
Platte, Kehle und Rundstab. Der Chor besteht aus einem rechteckigen Joche und
einer mit drei Seiten des Achtecks gebildeten Apsis. Der Thurm steht seitlich zu
der Mittelaxe des Ianghauses, wodurch Unregelmässigkeiten in der Stellung der
Rundsäulen und in den Gewölbefeldern entstanden sind; er ist Eigenthum der
Stadtgemeinde. Seine Maasswerkfenster weisen seine Entstehung in das Ende des
15. Jahrhunderts. Er ist oben mit einem Rundbogenfries verziert und hat über dem
Umgang einen massiven spitzen Helm in Gestalt einer Pyramide. Die Rippen der
Mittelschiff- und Chorgewölbe haben doppelte, die der Seitenschiffe und unteren
ı) Schäfer a. a. ©. S, 515. 2) Unter Hoch-Weisel.
3) Archiv, Bd. VIII. S. 4or. Hoffmann, Ueber Echzell und die Fuldische Mark.
4) Vogel, Beschreibung des Herzogthums Nassau. Wiesbaden, 1843, S. 845, und Landau a. a. ©. S. 23.
Schannat, Cl. Fuld. Prp. Nr. 271. 5) Schannat a. a. OÖ. Nr. 104, 105, 272 und 273. Wenck a. a. O. Bd. 1.
Urkdb, S. 244. 6) Würdtwein a. a. ©. Bd. III. S. ı2 u. 95.
7) Landau a. a. OÖ, S. 24. Baur Nr. 813 u. 932.
Pfarrkirche
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