Kelch
Pfarrkirche
254 KREIS FRIEDBERG
Die dritte Glocke ist 0,77 m hoch und 0,79 m breit und trägt die Auf-
sehritt: "ICH RUFE TUNG UND ALT IN HEILIGTHUM DES HERRN ZU
GEHEN DEN HÖCHSTEN UM GLÜCK HEIL UND SEGEN ANZUFLEHEN;
darunter: IN GOTTES NAHMEN FLOSS ICH JOHANN PETER BACH UND
DESSEN SOHN JOHANN GEORG IN WINDECKEN GOSS MICH 1777.
Ein vergoldeter silberner Abendmahlskelch ruht auf einem nach dem Sechs-
pass gebildeten Fusse. Er ist eine schlichte Augsburger Treibarbeit mit dem Meister-
zeichen PS in ovalem Schilde.
DO
21. ROCKENDER
FARRDORF, zwischen Friedberg und Münzenberg gelegen, heisst 1150
Rochenburg,‘) ı191 Roggenberch, im 13. und 14. Jahrhundert Kocgen-,
Roken-, Rockinberc, auch Rockenburg. Die Eppsteiner der König-
steinischen Linie besassen den Ort nebst dem nahe gelegenen Oppers-
hofen aus der Falkensteinischen Erbschaft.?) Durch sie kam er an Stolberg-Rö-
nigstein nach einem Testamente des Grafen Eberhard von 1527 und alsdann an das
Erzstift Mainz, in dessen Besitz er bis 1803, bis zum Uebergang an Hessen, verblieb.
Die Pfarrkirche zu Rockenberg gehörte zu dem Archidiakonat von St. Maria
zu den Greden in Mainz. Gottfried V. von Eppstein, der von 1306 — 1342
vorkommt und den Kirchsatz von den Pfalzgrafen bei Rhein als Lehen hatte, ver-
leibte die Kirche dem Kloster Marienschloss in Rockenberg durch Schenkung ein. ®)
Die im Jahre 1754 auf der Stelle eines älteren Baues errichtete Pfarrkirche
hat denselben Grundriss und Aufbau wie die Pfarrkirche zu Ockstadt. Nur der
untere Theil des vor der Westseite stehenden Thurmes ist alt; derselbe ist unten
viereckig, im zweiten Stock achteckig und trägt einen ebensolchen Aufsatz mit
achtseitiger Pyramide, an dessen Fusse 4 viereckige Thürmchen mit Pyramiden auf-
steigen. Der Hochaltar ist ein Werk des Rococostils; freistehende korinthisirende
Säulen tragen über dem Altartische Gebälk und Gesims mit starken Verkröpfungen;
Rundfiguren beleben diesen Oberbau, dessen Mitte eine Holzschnitzerei, das Abend-
mahl, einnimmt; die Bekrönung ist ein zopfiger durchbrochener Aufbau mit der
Taube und der Glorie. Die Nebenaltäre zeigen denselben Stilcharakter. Zwei
Beichtstühle, die gleichfalls dem 18. Jahrhundert, vielleicht noch seiner ersten
Hälfte, angehören, sind mit Schnitzwerk von weichen rundlichen Formen bedeckt,
das aufgenagelt ist. Es besteht aus Kelchen, Akanthus- und andern Blättern,
pausbäckigen Kindern als Karyatiden und Engelsköpfen. Diese Beichtstühle sollen
ehemals in der Kirche des Klosters Arnsburg gewesen sein. Zu beiden Seiten der
Orgel stehen vor den Mauern die lebensgrossen Statuen des Königs David und der
hl. Caecilia, virtuose handwerkliche Arbeit.
1) Gudenus, Cod. dipl. III. 1053. 2) Arch. Bd. I. S. 528. 3) Würdtwein, Bd. III. S. 68.