258 KREIS FRIEDBERG
hatte aber damals schon einige Zeit als solches bestanden, da Eberhard I. von
Eppstein und seine Gemahlin in diesem Jahre die Schenkung des Patronats der
Kirche zu Rockenberg bestätigen, die schon seine Grosseltern, Gottfried III. von
Eppstein und dessen Gemahlin, an das Frauenkloster Marienschloss bei Rocken-
berg gemacht hatten. . Diese Umwandlung in ein Cisterzienser-Nonnenkloster war
durch den Ritter Johannes von Beldersheim, genannt von Rockenberg, und dessen
Gemahlin Getzela, deren Sohn Wernher und dessen Gattin Elisabeth geschehen.
Im Jahre 1342 wurde das Kloster durch eine päpstliche Bulle feierlichst dem Ci-
sterzienserorden incorporirt und dem Abte von Arnsburg untergeordnet. Durch
Schenkungen und Vermächtnisse zu Reichthum gelangt, gaben die Insassen im 15.
Jahrhundert sich Verschwendung und Ausschreitungen hin, so dass Erzbischof
Adolf II. von Mainz 1462 nach einer strengen Untersuchung fast sämmtliche
Nonnen aus dem Kloster trieb und dasselbe mit neuen Insassen besetzte. Im
Jahre 1678 fand man das Kloster bei einer Visitation zwar als das ärmste unter
allen, aber auch die Nonnen am bereitwilligsten zum Gehorsam. 1643 wurde es
von den Schweden und 1645 von den Kaiserlichen rein ausgeplündert und die
Nonnen aus ihm vertrieben; doch hielt sich unter Mainzischem Schutze das Kloster
noch bis zum Jahre 1803, in dem es aufgehoben wurde und durch den Reichs-
deputationshauptschluss an Hessen kam.
Von den älteren Baulichkeiten des Klosters ist in dem heutigen Landeszucht-
haus Marienschloss nichts mehr nachzuweisen; Neu- und Umbauten aus dem zweiten
Viertel des ı8. Jahrhunderts haben sie völlig verdrängt, und auch von dem ehe-
maligen Kreuzgange ist heute nichts mehr vorhanden. Ueber dem Eingangsthor
in der Umfriedigungsmauer des Klosters finden sich die Buchstaben TR— AM
und die Jahreszahl 1735 unter einander. Ueber der Thüröfnung des T’horweges,
der in den inneren Hof führt, ist ein Schild mit FK (Franziska Koch, Aebtissin
von 1724—1734) und der Jahreszahl 1733, sowie eine Madonna auf der Mond-
sichel aus derselben Zeit angebracht. Im Hofe endlich steht an der Mauer unter
einem Wappen mit Aehren, Blumen in einem Gefässe und den Buchstaben A. H.
(Antonie Hartz aus Mainz, Aebtissin von 1736--1774) die Jahreszahl 1737. Wir
dürfen diese Jahreszahlen auf den Neubau des Klosters beziehen.
Von hohem Interesse ist die Kirche, welche heute dem Landeszuchthause
zu gottesdienstlichen Zwecken dient. Aeusserlich mit ihren hohen Rundbogen-
fenstern bis auf den Dachreiter über der Westseite, der zunächst ein viereckiges,
dann ein achteckiges Geschoss hat und mit Laterne und Zwiebel darüber bekrönt
ist, möglichst einfach gestaltet, bietet sie sich im Innern als ein überaus reizendes,
flott und sicher ausgeführtes Werk des Rococostils mit reichem Rahmenwerk in
Stuck und mit Statuenschmuck dar. Den westlichsten Theil dieser Kirche bildet
eine Tribüne, deren , Unterraum nicht in die Kirche mit hineingezogen ist; sie ist
jetzt bei Gottesdienst der Aufenthalt für die Frauen des Gefängnisses; ursprünglich
mag sie wohl zur Aufnahme der Aebtissinnen und der mit höheren Ehren be-
dachten Nonnen des Klosters gedient haben. Zwischen den Fenstern sind oben
Nischen mit Statuen Christi, Mariä und von Heiligen angebracht, die mit reichem
Rococoschmuck umrahmt sind. Die Decke ist in drei unregelmässige Spiegel und