STADEN 265
Die Kirche zu Staden war eine Tochterkirche der Florstädter, hatte jedoch
einen eigenen Pleban.!) Auch war eine Schlosskapelle mit einem Altar ohne Do-
tation vorhanden. Die’ zweite Gemahlin Johann’s II. bestimmte in Gemeinschaft
mit ihrem Sohne Gerlach II. 1336, dass die Kapelle in der Vorburg ihrer Vor-
stadt zu Staden im Kirchspiele der Pfarrkirche zu Flansstadt abgeschieden werde,
so dass die Kapelle ihren Tauff habe und darin das Sakrament des Abendmahls
gereicht werde. Der Gottesdienst solle von einem zeitigen Vicar zu Flansstadt
besorgt werden. ?)
Auf dem sog. Pestilenzkirchhofe ausserhalb des Ortes am hl. Berge befindet
sich ein 1,25m hoher und 0,66m breiter Gradstein aus dem 16. Jahrhundert, in
dessen Bogenfelde sich das von Rüdigheim’sche und von Karben’sche Wappen und
die Jahreszahl 15?5 befinden. Die Inschrift in deutschen Buchstaben lautet:
Katharina von Rüdigheim geborne von Karben des edlen und ern-
phejten conrad Quirins von KRüdigheim diefer Zeit Iandamptman zu Bü-
öingen eheliche gemahl welcher gott fanıpt allen gläubigen In chrifto eine
froliche aufferjtehung verleihen wolle. Amen.
Die Inschrift der Rückseite lautet:
Auß dem 19. cap.: Joh: das mein erlöfer Iebt weiß ich ete.
Die Burg oder das Castrum Staden lag auf einer von der Nidda und dem
von dieser abgeleiteten Mühlgraben umflossenen Insel. Dieser Mühlgraben trennte
die Burg von der Stadt. Von den älteren Wehranlagen ist ausser der zum grössten
Theil in Trümmern liegenden oder ganz verschwundenen Ringmauer nur noch ein
mächtiger viereckiger Thurm aus gothischer Zeit (Fig. 165) nahe dem Mühlgraben
nach der Stadt zu vorhanden. Er diente ehemals als Thorthurm, hatte unten eine
überwölbte Durchgangshalle mit spitzbogigen, jetzt vermauerten Thoröffnungen, ist
mit Schiessscharten versehen und diente ehemals als Schutz für die vor ihm ge-
legene, zum Ueberschreiten des Mühlbaches bestimmte Fallbrücke. Nach dem Burg-
hofe zu war er über der Thoröffnung offen. Die Eingangsöffnung befand sich wie
bei Burgfrieden hoch über dem Erdboden, in der Höhe des Wehrganges der hier
anschliessenden Ringmauer. Das Mauerwerk ist aus unregelmässigem Steinmaterial
errichtet. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass eben dieser Thurm die 1336 ur-
kundlich erwähnte Kapelle der Vorburg in sich barg.
Die Ruine eines runden Vertheidigungsthurmes von ansehnlicher Stärke ist
ferner an der Südostecke der Burg dicht am Mühlgraben noch vorhanden; ihr
gegenüber an dem andern Ufer des Grabens und an der nordöstlichen Ecke der
Stadtmauer befindet sich der Rest eines schwächeren Rundthurmes der Stadtbe-
festigung. Endlich ist auch noch ein ruinenhafter Rundthurm an der Nordseite
in dem heutigen Hammel’schen Garten zu erwähnen, der unmittelbar neben dem
sog. alten Schloss der Isenburger gestanden oder zu diesem gehört hat. Der Platz
dieses Schlosses, welches zum Theil innerhalb einer halbrunden Ausbuchtung der
Ringmauer der Burg gestanden hat, ist heute nur noch an der Erhöhung des Erd-
bodens, unter dem wohl noch Keller vorhanden sind, kenntlich. Vielleicht gehörte
1) Würdtwein a. 4 O,.Bd, II1,-S..06. 2) Zimmermann a. a. O. S. 6.
Grabstein
Die Burg-
befestigungen