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TRAIS-MÜNZENBERG 275
bach erwähnte!) romanische halbrunde Chor musste im Jahre 1889 einem durchaus
unwürdigen und verständnisslos ausgeführten Erweiterungsbau Platz machen. Die
Decke ist flach.
Die freistehenden Mittelschiffpfeiler (Fig. 170) mit rechteckigem Querschnitt
sind sehr niedrig und unverhältnissmässig stark und machen mitsammt den zuge-
hörigen schlichten Bogen einen höchst alterthümlichen Eindruck. Sie haben zugleich
mit den Endpfeilern abwechselnd die gestreckte attische und eine aus Platte, Wulst
und Kehle bestehende Basis und Kämpferprofile aus Platte, Kehle und Wulst. Die
drei Oberlichter sind ausserordentlich schmale, schlitzartige Fensterchen mit Rund-
bogen und nach innen und aussen stark abgeschrägten Wandungen. Ebenso sind
die Fensterchen der Südmauer gestaltet. In der Westmauer ist ein kleines Portal,
das aussen mit einem Rundbogen, innen mit einem geraden Sturz versehen ist;
das Kämpferprofil, welches dem der Pfeiler gleichgebildet ist, setzt sich um die
äussere Ecke ein kurzes Stück fort. In einem tiefen Loche der inneren Wandung
befindet sich noch jetzt ein verschiebbarer Sperrriegel, der ehemals als Verschluss
für die Thür gedient hat. Ueber diesem Portal sitzt ein kleines, in der Mauer
nach innen sich verbreiterndes Rundfensterchen (Fig. 169), welches nach dem Vor-
bilde altchristlicher Kirchenfenster mit einer durchbrochenen Steinplatte geschlossen
ist; die Oeffnung ist jetzt mit buntem Glase geschmückt.
Alles dieses, die niedrigen Arkaden mit ihren mächtigen Pfeilern, die kleinen
Fensterchen, das enge niedrige Portal, dazu die verhältnisslos starken Mauern für
einen kleinen Raum, erweckt den Eindruck geringer technischer Erfahrung und ängst-
licher Fürsorge, so dass man in diesem Baue kaum eine dem Kloster Fulda zu-
gehörige Rectoratskirche, deren Verwaltung die Kirchen mehrerer anderer Orte
unterstellt waren, suchen würde. Selbst die ältesten Theile der Münzenberger
Kirche verrathen bereits einen bedeutenderen Fortschritt technischer Kenntnisse.
Der an Stelle des ehemaligen Seitenschiffes und mit Benutzung desselben
entstandene nördliche Vorbau mit dem Haupteingange hat an der Westseite noch
ein schmales gothisches Fenster mit Spitzbogen.
Aus dem Mittelschiff führt eine rundbogige Thüröffnung in den untern, durch
einen steinernen Altar zur Kapelle eingerichteten und mit einem Kreuzgewölbe
überdeckten Raum des quadratischen Thurmes. Zwei schmale Rundfensterchen
lassen nur dürftiges Licht in den Raum einfallen. Jener Eingang hat eine Thür
aus Eichenholz, die noch die alten romanischen Eisenbeschläge und ein ebenso
altes Schloss mit grossem Holzgehäuse aufweist. Zwei in dem Raum stehende alte
Kisten aus Eichenholz verdienen wegen ihrer alten Eisenbeschläge wenigstens Er-
wähnung.
Der Thurm hat über dem unteren überwölbten Kapellenraum kleine runde
Fensteröffnungen in den drei freistehenden Mauern. In den Mauern des obersten
Stockwerkes, der Thurmstube, hingegen finden sich gekuppelte romanische Rund-
fenster mit Zwergsäulen, die auf Würfelkapitälen bis zur Mauerstärke sich verbrei-
ternde schlichte Kämpferaufsätze tragen; die Schäfte dieser Säulchen sind unver-
hältnissmässig schwach, ihre Basen von alterthümlicher Gestalt. Dass der Thurm
2) Im Arch. f. Hess. Gesch. Bd. V. xııı. S. 96.
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