Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

  
  
  
Zwergsäule 
Kirchliche 
Gefässe 
Glocken 
276 KREIS FRIEDBERG 
nicht gleichzeitig mit dem Langhause erbaut ist, geht noch daraus hervor, dass 
seine Südmauer keinen Verband mit der anstossenden Mauer des Mittelschiffes hat. 
Der in seinem unteren Theile mehrfach ausgebauchte Helm ist ein Werk des 
18. Jahrhunderts. 
Eine achteckige romanische Zwergsäule ist als Untersatz für eine Säule der 
hölzernen Empore an der Nordseite des Kirchenraumes benutzt. Sie hat eine 
achteckige Basis mit Eckblättern; ihr Stamm verjüngt sich stark. und trägt ein 
Würfelkapitäl. Ein ähnliches Säulchen befindet sich im Chore, wo es in der Süd- 
seite halb eingemauert ist; sein rundes Kapitäl ist ausgehöhlt und dient als Opfer- 
stock. Auch seine Basis hat Eckblätter. 
Die Kanzel stammt aus dem 18. Jahrhundert. 
Ausser dem Thurme bietet das Aeussere der Kirche nichts Bemerkenswerthes. 
Die Westseite ist ähnlich der Münzenberger Pfarrkirche dadurch unsymmetrisch 
geworden, dass das Dach des ehemaligen Mittelschiffes an der Nordseite auch über 
das Seitenschiff herab verlängert ist. Unschöne Strebepfeiler wurden hier an den 
Ecken zur Stütze der Mauer errichtet. 
Als Altäre der Kirche zu Trais-Münzenberg werden erwähnt: Die Altäre 
der Heiligen Nicolaus, Maria Magdalena, Catharina und Elisabeth (1452) '), die 
der hl. Jungfrau und des hl. Kreuzes (1493)?), der Altar des hl. Jacobus (ESO7 RN 
Von diesen sind nur noch zwei vorhanden, einer in der Kirche, ein anderer in 
der Thurmkapelle. 
Unter den kirchlichen Gefässen befinden sich zwei spätgothische getriebene 
Abendmahlskelche aus Silber mit Vergoldung in bekannter typischer Form. Der 
Fuss des älteren 0,17m hohen Kelches ist aus dem Achtpass entwickelt und hat 
einen Nodus mit 8 viereckigen Knöpfen und zwischen diesen auf der Oberfläche 
eingeschnittene schraffirte Verzierungen in Fischblasenform. Die Ornamente der 
zugehörigen Patena sind verwischt. Der zweite, jüngere, schon von der Renaissance 
beeinflusste 0,16m hohe Kelch hat einen runden Fuss mit getriebenen Rosen- 
und Blättermustern. Der sechseckige Nodus zeigt auf drei rautenförmigen Knöpfen 
Lilien und dazwischen drei Medaillons mit phantastischen Verzierungen, anschei- 
nend zwischen Niello. Zwischen den Knöpfen sind Blätterverzierungen. Die zu- 
gehörige Patena zeigt in einem Medaillon in der Mitte die Darstellung des Lammes; 
um jenes ist ein achttheiliger Pass gezeichnet, dessen Randwinkel mit Ornamenten 
verziert sind. 
In dem obersten Stockwerke des romanischen Thurmunterbaues hängen zwei 
Glocken. Die grössere hat einen untern Durchmesser von 0,89m und eine Höhe 
von 0,78m. Unmittelbar über dem unteren Rande befinden sich vier verschiedene 
Wappenschilder, welche den Familien Vogt von Trais, von Muschenheim, von 
Schwapach und Rost von Trais angehören.*) Sie trägt in gothischen Majuskeln 
die Namen der Evangelisten. 
1) Würdtwein III. S. 275. Der Altar des hl. Nicolaus allein wird gbds. S. 276 in einer Urkunde von 1505 erwähnt. 
Der Altar der hl. Elisabeth wird 1506bezeichnet:: altare beatae Lisabeth, sancti Ioannis Apostoli etbeatae annae; ebds. S. 276. 
2) Ebds. S. 276. 3) Ebds. S. 277. Uebrigens findet sich 1333 (Baur Nr. 636) ein altare S. Nicolai et Ka- 
tharinae erwähnt. Hiernach waren insgesammt 4 Altäre vorhanden, 
4) Nach Archivdirector Dr. Schenk zu Schweinsberg. Vgl. Arch. Bd. XV.,S. 519.
	        
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