Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

  
34 KREIS FRIEDBERG 
Wesentlichen den drei Glaubensartikeln entlehnt ist, nicht ohne Zuthun des geist- 
vollen, auch um religiöse Dinge und die Geheimnisse der Heilswahrheiten sich 
ernstlich bemühenden Fürsten entstanden, ja sein eigenes Werk ist. 
Wahrhaft edel empfunden und dargestellt und nicht minder technisch 
vollendet sind die Scenen an den Gewölbkappen der Gruft. Man beachte nur 
die kecke und bewegte Ausführung des im feurigen Wagen auffahrenden Elias, die 
in den Aether aufstürmenden Rosse und unten in den Ecken dieses Bildes die 
Gestalt des mit dem Mantel das Wasser theilenden Elias und des den herabge- 
worfenen Mantel erwartenden Elisa; man betrachte die hoheitsvolle Gestalt des, 
Erlösers in den Wolken und die von der Erde aus ihm nachschauenden Jünger 
mit den beiden Engeln in der Darstellung der Himmelfahrt oder in der Dar- 
stellung des himmlischen Jerusalem die Gruppe in der Ecke, in der ein Engel 
dem Johannes das himmlische Jerusalem zeigt — überall wird man gefesselt von 
der durch und durch tiefempfundenen, sichern und ausdrucksvollen Ausführung. 
Die Köpfe sind voller Hoheit uud Kraft, die Gewänder der dem Körper sich 
mittheilenden geistigen Bewegung entsprechend ausgeführt. Am fesselndsten aber 
wirkt der Künstler in der Verklärung: geblendet von der von Christus aus- 
strahlenden Glorie, sind die drei Jünger zur Erde niedergefallen, Jacobus nieder- 
schauend und die Hände faltend, Petrus und Johannes den Kopf erhebend, die 
Arme bewegend und mit der einen Hand sich vor dem von Christus ausströmenden 
Glanze schützend; in den Wolken aber in Begleitung der mächtigen Gestalten des 
Moses und Elias erscheint der Erlöser selbst in hoheitsvoller Majestät, die Hände 
ausbreitend, das von Locken umwallte friedenverheissende Antlitz ruhig uns ent- 
gegenhaltend, den Körper in ein lang herabwallendes Gewand mit schlichten 
grossen Falten gehüllt. In diesem Bilde hat der Künstler uns sein Bestes gegeben 
und wie wir ihm zugestehen müssen, technisch und ästhetisch hoch Vollendetes. Dass 
auch bei den übrigen Darstellungen schon die weise Benutzung des Raumes für 
den gegebenen Stoff und die nur bescheiden hervortretende Art und Weise der 
Darstellungen der Erde und der Wolken den seine Kunst voll und ganz beherr- 
schenden Meister erkennen lassen, sei nur noch angedeutet. Wir müssen hier leider 
des Raumes wegen von einer weitern Besprechung des meisterhaften Kunstwerkes 
absehen. Die skizzenhafte, aber doch bis in’s kleinste durchgeführte Behandlungs- 
weise liegt in der Natur der gewählten Technik, da die Modelilirung direkt an 
der Decke in einem rasch trocknenden Material erfolgen musste. H 
Von den drei an der Ostmauer neben den Fenstern angebrachten Wappen 
ist das südliche das Diepholtische der 1629 verstorbenen ersten Gemahlin des 
Landgrafen. Von einem Lorbeerkranz umgeben, welcher den beiden andern fehlt, 
ist es zugleich flotter ausgeführt als diese, die späteren Ursprungs und ziemlich 
roh ausgefallen sind. Ueber ihm stehen die Buchstaben A.M.L.Z.H. 
GG.N.DNV.D. 
Margaretha Landgräfin zu Hessen, geborene Gräfin von Diepholt und Bronchorst.) 
(Anna 
ı) Der Künstier hat aus Gründen der Erhaltung die erhabensten Theile um eingeschlagene eiserne Nägel 
modellirt. Indem diese durch den Rost anquollen, haben sie hie und da die sie bedeckenden Theile abgestossen. 
Eine Restauration durch Künstlerhand könnte hier leicht abhelfen.
	        
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