Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

  
Jüngere 
Grabsteine 
36 KREIS FRIEDBERG 
Giebelstücke mit Putten, auf Postamenten stehende kleine Figuren gleicher Art, 
welche sich an ein grosses ovales Schild mit aufgemalten Wappen lehnen und über 
diesem auf einem Postamente der triumphirende Christus mit der Siegesfahne, der 
den neben dem Postament liegenden Tod überwunden hat; an der andern Seite 
des letztern ist ein Skelett angebracht. Ueber den Säulen sitzen auf den inneren 
Ecken der Gebälkstücke Putten aus Stein. Der Rahmen machte zweifellos eine 
bedeutendere Wirkung, als er die Bemalung noch zeigte, die heute unter einer weissen 
Tünche verschwunden ist. Unter dem Oval der Bekrönung befinden sich auf zwei 
Schilden die Buchstaben, welche den Wahlspruch des Landgrafen, und die Buch- 
staben B.W.M.H., welche, vielleicht gleichfalls einen Wahlspruch bedeuten. Auf 
die ovalen Schilde des Gebälkes zwischen Bild und Bekrönung sind Sprüche ge- 
schrieben. Der untere Raum des Baldachins wird von einem Prunksarkophag 
aus Sandstein ausgefüllt, dessen Seitenflächen in Oelmalerei die Reliefs der Mauer- 
flächen der Gruft in mässiger Arbeit wiederholen und dessen Vorderfläche die drei 
gleichfalls in Oel gemalten Wappen der in der Gruft Bestatteten zeigt. 
Die übrigen Grabsteine der Kirche sind von geringer Bedeutung. Fünf der- 
selben aus schwarzem Marmor sind vor die Mauer des nördlichen Chores gestellt 
worden; wir lesen auf zweien dieser Steine als Namen der Inhaber: Dominus Gos- 
winus Fridericus a Voss, haereditarius in Rodenberg celsissimae ex regia Danorum 
stirpe oriundae serenissimi electoris Palatini viduae relicta gloriosissimae memoriae 
supremus aulae praefectus et consiliarius . . . denatus MDCCIX; 
Carolus Siegfrid Comes in Nassau; Sarbrücken et Sarwerden, dominus in Lahr 
Wisbaden et Idstein etc. . .. . fatalem obiit diem 3. februarii 1699.27 Dies Taiel 
hat in der Mitte ein grosses, an den 4 Ecken kleine Wappen. 
Den dritten Grabstein hat Otto Hartmannus a Schlitz cognom. Görtz seinem 
erstgeborenen Söhnlein Philipp Wilhelm gesetzt und der vierte bezeichnet die 
Ruhestätte dreier Kinder aus dem Geschlechte der Oeinhausen, die 1703, 1706 
und 1708 gestorben sind. 
Durch den fünften Grabstein will Herr Georg Henrich Marx, Amts - Advocat, 
seine tugendreiche, 1745 bei der Geburt eines Söhnleins gestorbene Ehe-Liebste der 
Vergessenheit entreissen. Wir werden die etwas sonderbare Inschrift dieses Steins 
an einem andern Orte veröffentlichen. !) 
Erwähnen wollen wir endlich auch noch das Grabmal des 1730 verstorbenen 
Johannes Christophorus Hertius, das sich an einem Pfeiler des Langhauses befindet. 
Ein sich auf eine Urne stützender Kronos kniet vor dem Sockel; über diesem ist eine 
grosse, wappenschildförmige Tafel mit langer Inschrift angebracht, über der sich 
‚auf einem profilierten Streifen eine auf 4 Kugeln stehende Pyramide erhebt, welche 
auf den Vorderflächen ein von zwei fliegenden Engelskindern getragenes Medaillon 
enthält. Das Material ist dunkel geaderter Marmor und Sandstein. Dieses Denk- 
mal ist handwerkliche Arbeit und mehrfach beschädigt. 
Von den an der Aussenseite der Kirche angebrachten Denksteinen führen 
wir bloss folgende drei an. An der Südmauer ist der verwitterte Grabstein eines 
1) Quartalblätter des histor. Vereins.
	        
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