BUTZBACH 47
das Gebälk, aus Architrav, Fries und Zahnschnittgesims bestehend, verkröpft sich
über den Säulen und trägt zwei allegorische Figuren, neben denen ein Löwe und
Adler einen Schild halten und hinter denen Giebelstücke aufsteigen. Auf einem
mittleren Postament des Giebels steht eine dritte allegorische Figur in einer Nische
mit eingemalter Muschel. Unter diesem Postament finden sich in lateinischen
Majuskeln folgende Distichen:
1260-10
HANC ARCEM PRINCEPS EXIMO EDUXIT IN ALTUM
NOMINE ET INGENIO QUI REFEREBAT AVUM
MILLE ET SEXCENTOS QUANDO NUMERAVIMVS ANNOS
ET DECIMUS CURSU JAM FUIT IN MEDIO
MARGARIDENQ3 TORI SOCIAM SIBI LEGIT AMICAM
EX DEIPHOLTIMO NOBILE GERMEN AGRO
Ö DEUS HASSIACOS CLEMENS TUTARE LEONES
ET PATRIAE SIELEAS NUBILA NULLA TESANT CH PR:
Das Portal hat das in Figur 32
mitgetheilte Steinmetzzeichen. Die
gebrochene und mit Podesten ver-
sehene steinerne Treppe hat auf der
untern Seite ebene Flächen, die mit
einem dünnen Stuck überzogen und
bemaltwaren. Diese Freskomalereien
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sind grösstentheils verschwunden
oder doch so zerstört, dass die Dar-
stellungen nur noch schwer zu
erkennen sind. Die noch jetzt
kenntlichen Darstellungen, die mit
erläuternden Sprüchen und Bibel-
versen reich versehen sind, sind
allegorischer Art. So findet sich
unter der einen Treppenmauer
der Bibelvers dargestellt: »Samlet
euch schätze im himmel, da sie
weder motten noch rost fressen
etc.«, und zwar hat der Künstler in
sinniger Weise hier das künst-
lerische und wissenschaftliche Leben
und Treiben am Hofe seines fürst-
lichen Herrn in mehreren zusam-
menhängenden Scenen zur Dar-
stellung gebracht. Wir sehen den
Landgrafen mit seinen Freunden Fig. 33. Portal der Kaserne zu Butzbach,