Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

   
  
   
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KREIS FRIEDBERG 
in’s Auge: die Stadtkirche, die Augustinerkirche, die Burgkirche, der Adolfsthurm, 
der auf einer Sonderansicht der Burg von derselben Seite aus als »der Hoh thurn« 
bezeichnet wird. Wir erkennen auch, wie zwischen der »Oberst pfortt« und den Ver- 
theidigungsthürmen der Burg diese und die Stadt sich trennen. Rechts führt an der 
Usa her ein Weg durch eine Pforte zu einem mit einem Rundthurm befestigten 
Thore der Burg, welches wie dieser einen Fachwerkoberbau hatte. Diese Anlage ist 
heute vollständig verschwunden. Von der Befestigungsanlage der Stadt erkennen 
wir unten am Rande des Bildes die »fritberger wardt nach dorheim«, links oben 
die »fritberger Wart naher Franckfort, genant Mentzer Wart«, zwei Rundthürme mit 
kegelförmigen Dächern. Die Zugänge zur Stadt sind wohl bewehrt: Von Butzbach 
und der Usa her sind je drei Pforten zu passiren, ebenso von Fauerbach her. 
Von der mittleren Fauerbacher Pforte aus erstreckt sich ein Zwinger neben dem 
noch heute stehenden »rothen Thurme« und dem »stumpfen Thurme«; an der 
äussern Mauer führt hier ein Weg hin bis zur »gülden pfort«. Zwischen dieser 
und der »Mentzer Wartes ist ein hohes Haus sichtbar. Wo Grenzsteine stehen, 
sind Schläge angebracht. An der Fauerbacherstrasse steht ein Heiligenhaus, an 
der Usa die »hackhen müll« und die »Zickwolfs müll« und östlich das Hospital 
mit seiner Kapelle. 
Von der Burg haben sich aus derselben Zeit noch drei Ansichten erhalten.!) 
Auf Tafel VI Fig. 2 geben wir die Ansicht von der Ockstädter Seite. Wir erkennen 
hier zunächst links, wie der an der Fauerbacher Seite emporsteigende Burgweg 
unter einer Pforte hindurch geht und in den von der Ockstädter Seite aufsteigenden 
Weg mündet. Dieser hat bereits die unterste Pforte passirt und steigt zu der 
zweiten, heute noch stehenden Pforte empor. In der Mitte sehen wir den dicken 
runden Thurm, das Bollwerk, dem sich die unterste Pforte des Seeer Thores 
anschliesst, durch welches man zu dem »Statt Dor« emporsteigt. Hinter der obersten 
Mauer der Burg ist der Wehrgang mit Dächern überdeckt. Neben dem vorgeschobenen 
Bollwerk ist noch eine dritte Vertheidigungsmauer sichtbar, die sich wohl der zweiten 
anschloss. Vor der Burg liegt zwischen Bäumen die Vorstadt »Zum Garten«, neben 
der die Stadt eine aus Fachwerk errichtete Pforte besass, die man passiren musste, 
um das Seeer Thor zu erreichen. 
Am interessantesten ist das dritte Blatt, die Ansicht der Burg von der Stadt 
her, auf dem sich das geschilderte fortwährend gespannte und von Misstrauen 
durchtränkte Verhältniss zwischen den beiden Gemeinwesen, der Burg und der Stadt 
auf’s getreueste ausgedrückt hat. Wir sehen hier (Taf. VII) von der Stadt das 
Ende der breiten, sie von Süden nach Norden durchziehenden Strasse, der heutigen 
Kaiserstrasse, mit den damaligen Häusern. Links bei dem runden Eckthurm zieht 
sich die Strasse nach dem Seeer-Thor zu; rechts ist ein umzäunter Platz, in den 
man an drei Stellen durch Schläge und drehbare Kreuze gelangen kann. Es ist 
dieses die Burgfreiheit, wo die Bürger huldigen mussten. Auf diesen Platz zu läuft 
auch die Judengasse, welche durch Schläge abgesperrt wurde; es war nämlich 
den Juden gegen eine Entschädigung gestattet worden, innerhalb der Burgfreiheit 
sich zu ergehen. Um nun in die Burg zu gelangen, hatte man zunächst diesen 
I) Dieselben befinden sich im Grossh. Cabinetsmuseum in Darmstadt. 
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