74 KREIS FRIEDBERG
rechten Armes nach als Mithras deuten kann. Er wurde ausserhalb der Stadt auf
dem früheren Friedhofe gefunden und kam mit der Sammlung des Archäologen
G. Dieffenbach in das Museum zu Darmstadt. Ein Helm aus Bronze mit Schienen-
kreuz auf der Haube, mit Nacken-, Ohren-, Backenschutz und Spuren des Kinn-
schutzes ist gleichfalls noch erwähnenswerth.!)
Dass an der Stelle der heutigen Burg Friedberg zu römischer Zeit ein castrum
gewesen, erscheint als wahrscheinlich.?2) Als nämlich im Jahre 1854 die westliche
Zwingmauer der Burg wieder hergestellt wurde, kamen die Reste uralten Mauerwerks
zu Tage, die man als römisch erkannte, sowie solche eines. Thores, das sich an der
Stelle befand, »wo die porta principalis sinistra gesucht werden muss, während die
beiden noch jetzt bestehenden Thore da sind, wohin man die porta praetoria und
die porta decumana zu setzten pflegt«.?)
Von den oben erwähnten beiden fränkischen Friedhöfen hat der an der
Chaussee nach Frankfurt gelegene die grösste Ausbeute gewährt. Es sind die
aus unsern Museen bekannten Typen der fränkischen Cultur, die auch hier zum
Vorschein gekommen sind, unter den Waffen das Lang- und Kurzschwert und Messer
aus Eisen, unter den Schmucksachen Beschläge verschiedener Art aus Bronze,
insbesondere aber Fibulae in der bekannten individuellen Ausführung und Stilisirung,
in Rund- und Langform, aus vergoldetem Silber und mit Niello, Glas und Stein,
Perlen verschiedener Art, verzierte Kämme :aus Bein .u.-s: w. . Wir: heben "hier
nur ein Stück aus all’ diesen Sachen hervor, da es durch eine Runenschrift zu einem
wissenschaftlichen Denkmal von hervorragender Bedeutung geworden ist. Es ist
dieses eine scheibenförmige Fibula mit kleiner Filigranarbeit im Mittelfelde und
von diesem strahlenförmig ausgehenden Feldern mit buntem Zellenglas; sie zeigt
auf der Rückseite in dünnen scharfen Linien die Runenzeichen R M
eingeschnitten, die nach Henning?) als der Name Thurudhild PN NPNIT
(die starke oder kräftige Jungfrau) zu lesen sind.) Das Skelett hat in der That
eine ungewöhnliche Grösse.
Der im nördlichen Querhausarme der Stadtkirche verwendete römische Votiv-
stein stammt von Strassheim.”)
2) Gef. von dem Lehrer der Friedberger Musterschule Herrn Werner und von diesem dem Museum geschenkt.
Abgeb. bei Lindenschmit, Tracht und Bewaffnung des römischen Heeres etc., Braunschweig 1882. Taf, IX,
2) Professor Dieffenbach will hierfür Belege gefunden haben.
3) Dieffenbach, Phil., Gesch. der Stadt und Burg Friedberg, S. 14 u. 135.
4) Die Sammlungen der Archäologen Prof. Phil. Dieffenbach und Gustav Dieffenbach sind im Besitze des
Grossh. Museums zu Darmstadt. Aus der reichen Literatur heben wir nur des ersteren »Urgeschichte der Wetteraus,
Bd. IV. des Archivs, hervor. Weitere Abhandlungen finden sich in letzterm, den Quartalbl. des Historischen Vereins
und in andern wissenschaftlichen Ztschrft, zerstreut. Auch die handschriftlichen Kataloge beider Forscher sind zu erwähnen.
5) Henning, Rudolf, die deutschen Runendenkmäler, Strassburg. 1889.
6) Die Funde beider Friedhöfe befanden sich im Besitze des genannten Archäologen Gustav Dieffenbach, der
sie grösstentheils persönlich den Gruben enthob. Der sehr sorgfältig ausgearbeitete Katalog kam mit der Sammlung
an das Grossh. Museum in Darmstadt.
7) Er wurde 1804 aus dem Fundamente der Kirche des ehemaligen Dorfes Strassheim ausgebrochen.
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