Kloster Arnsburg. Die Kirehe. Allerheiligenkapelle. 83
Die Kapelle war an die vier östlichen Joche des nördlichen Seitenschiffes
angebaut. Die Grundmauer der nördlichen Kapellenwand ist noch erkennbar.
Man kann in Zweifel sein, ob es sich von Anfang an um eine einzige Kapelle
handelte. Vielleicht waren es mehrere Einzelkapellen, deren. eine von Johann
v. Linden und Guda v. Bellersheim gestiftet worden war. Die Verschiedenheit
der Gewölbekonsolen läßt diese. Vermutung gerechtfertigt erscheinen, wenn
auch der Laubacher Plan dagegen spricht. Auf die Vermehrung der Altäre
kam es an. In Maulbronn und Eberbach trifft auf jedes Joch eine Kapelle.
Und wenn sich Stifter genug gefunden hätten, wäre wohl wie dort auch hier
die ganze freie Seite allmählich in gotische Kapellen aufgelöst worden!).
Von der Art der Verbindung zwischen Kapelle und Seitenschiff lassen die
Baureste nur erkennen, daß im vierten Joch die Seitenschiffmauer beseitigt
und durch einen Bogen ersetzt war. Eine Quaderung mit abgeschrägten
Ecken deckt hier die Bruchstelle der Kirchenmauer (Abb. 62). Auch im
ersten Feld war
die Mauer be-
seitigt, wie wir
aus dem Lau-
bacher Plan er-
sehen können.
So hatte die
. Kapelle je ei-
nen Zugang vom Sr
Mönchs- und Abb.73. Stücke eines Schlußsteinrings, vielleicht aus der Allerheiligen.
kapelle stammend. Die rechtwinklige Rippenstellung, die in der Grundriß-
figur gezeichnet ist, läßt sich aus den Bruchstücken nicht entnehmen.
Laienchor aus,
wahrscheinlich
lief auch die Schranke durch die Kapelle durch?). Vier Stufen, deren An-
sätze an der westlichen Öffnung noch sichtbar sind, führten auf den um
etwa 70 cm höheren Fußboden der Kapelle.
An der Querschiffmauer sieht man Schildbögen und Rippenanfänger, gekehlt,
auf blattlosen Konsolen aufsitzen. Sie geben eine Vorstellung vom Innenraum.
Von den Schlußsteinen ist einer — mit Laubmaske — im Stallgebäude neben
der Wetterbrücke vermauert (Abb. 72). Zwei andere, davon einer ebenfalls
mit Laubmaske, der andere mit dem Lamm, das eine Fahne trägt, sind über
den Seiteneingängen der Kirche in Grüningen angebracht. Von einem vierten,
offenen Schlußstein, der auch der Kapelle zugeschrieben werden kann, fanden
sich Bruchstücke (Abb. 73). Der Ring, mit einem Laubkranz belegt, ist von
!) Da die eine Seite der Klosterkirche von Kreuzgang und Wohnbauten eingenommen war,
kam immer nur die freie Seite für den Anbau von Kapellen in Frage. So finden wir in dem
Schwesterkloster Schönau und in Riddagshausen Kapellen an den drei ersten Jochen des
Langhauses, in den nordischen Kirchen Alvastra, Warnhem, Wiaskild, Soroe, Lügumkloster
(Schleswig) an je einem Joch, in Eberbach dagegen und in Maulbronn an der 'ganzen dem
Kreuzgang abgewandten Seite.
2) Zu Orval liegen an der Nordseite zwei einjochige Kapellen, vollständig voneinander ge-
trennt, die eine vom Mönchs-, die andere vom Laienchor aus zugänglich.
Verbindung
mit dem
'Seitenschiff
Wölbung