Full text: Kloster Arnsburg mit Altenburg ([C, 3], Band 2)

    
      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Kloster Arnsburg. Die Kirche. Zeitbestimmung. 89 
  
die begonnen wurde zwischen 1209 und 1215 (H. Pfeifer, Walkenried, Z. f. Bw. 
1914, S. 109), vollendet erst 1290, im östlichen Joch der Kirche zu Ebrach, 
die von 1200 bis 1282 gebaut wurde!) — man wird hier die Wölbung des 
Joches um 1220 ansetzen können —, und schließlich in der Michaelskapelle 
daselbst, die 1207 geweiht, aber später ‚unter dem Einfluß des Maulbronner 
Kreuzganges“, also nicht vor 1220, umgebaut wurde. — Ferner haben wir 
bei nichtzisterziensischen Kirchen sechsteilige Kreuzgewölbe im Dom von 
Limburg. Hier ist das Jahr der Altarweihe 1235 überliefert. Wesentlich 
früher wird, die Wölbung nicht ausgeführt worden sein, vielleicht aber später. 
Vorbereitet jedoch war sie schon vom Emporengeschoß aus. Begonnen 
wurde der Dom im 1. oder 2. Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts. — Von 1219 
ab wurden zu Köln in den Langhäusern von 8. Aposteln, 8. Kunibert 
und 8. Maria im Kapitol sechsteilige Rippengewölbe eingeführt. . Auch 
im Dom zu Bamberg finden sie sich, doch ist hier für die Zeit ihrer Her- 
stellung kein Anhaltspunkt überliefert. — Wenn auch der Gedanke der 
sechsteiligen Gewölbe nicht von deutschen Bauausführungen, sondern jeden- 
falls unmittelbar von französischen Vorbildern übernommen war, so darf 
man doch im allgemeinen die Herübernahme dieser Wölbart nach Deutsch- 
land als gleichzeitig geschehen ansehen. Die mittlere Zeit hierfür und somit 
für die Ausführung der zwei östlichen Langhausjoche in Arnsburg wären 
demnach die Jahre 1220—1230. 
Die Einführung des Spitzbogens gibt weniger bestimmte Grenzen. In 
Maulbronn finden wir ihn bereits vor 1178. Das ist eine Ausnahme. Im all- 
gemeinen tritt er nicht vor 1210 in Deutschland auf. Doch wäre eine frühere 
Aufnahme für Arnsburg ebensowenig ausgeschlossen gewesen wie für Maul- 
bronn. 
Unter den Kapitellen tritt schon im Chor und Querschiff neben ausge-' 
sprochen romanischen Formen das Knospenkapitell auf, wenn auch zunächst 
noch unentwickelt und mit romanischem Blattschnitt. Es ist ebenfalls un- 
mittelbar von Burgund aus herübergekommen, aber — wie aus dem Vergleich 
mit anderen Kirchen hervorgeht — sicherlich nicht vor 1200. 
Weiter bringt uns ein Vergleich der Arnsburger Kirche mit der des Schwester- Vergleich mit 
klosters Otterberg. Das Kloster Otterberg ist schon 1145 von Eberbach Otterberg 
aus gegründet worden. Die gegenwärtige Kirche ist der zweite Bau. Anfangs- 
und Vollendungszeit sind nicht überliefert, aber wir wissen aus einem Ablaß- 
brief, daß sie 1249 noch im) Bau begriffen war, und wissen ferner, daß sie 1254 
geweiht wurde. Sie war damals noch nicht fertig, denn 1258 finden neue 
Geldsammlungen statt. Dehio setzt ihren Beginn ins erste Jahrzehnt des 
13. Jahrhunderts, ‚‚weiter zurück nicht‘. 
Die Kirche in Otterberg hat im Aufbau viel Übereinstimmendes mit der 
von Arnsburg, was nicht Wunder nimmt, da eine gegenseitige Beeinflussung 
1) Auch in Orval in Belgien ist das östliche Joch, das Chorquadrat, mit sechsteiligem Gewölbe 
überdeckt, während Schiff und Querschiff vierteilig gewölbt sind. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
	        
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