Kloster Arnsburg. Die Kirche. Ausstattung. 93
Der Name des Bildhauers, der die stark bewegten Figuren — Thomas von
Aquino, Bernardus, Bonaventura und Leo und wohl auch den Moses des Schall-
deckels — schnitzte, ist leider nicht überliefert!).
Orgeln können gestanden haben im nördlichen Querschiffarm, wo Kon-
solen von einer einstigen Empore Kunde geben, und an der Westseite, wo der
Laubacher Plan die geschwungene Begrenzungslinie einer Empore angibt,
wo auch am letzten Pfeilerpaar die Balkenlöcher noch sichtbar sind. Eine
Orgel ist im Dreißigjährigen Krieg nach Lich gekommen — höchstwahr-
scheinlich die, deren prächtiges Gehäuse jetzt noch in der Stiftskirche steht,
den Raum mächtig beherrschend. Sie stammt aus der Zeit gegen 1600. Bis
1766 hat man sich dann mit einer Orgel begnügt. In diesem Jahr — so
lesen wir in den Bursenamts-Rechnungen ?) — wurde eine ‚Chororgel‘‘, also
‘wohl die im nördlichen Querarm, gebaut, zu der Meister Seitz vom Kloster
Engelthal die. Schneidarbeit machte. 1768/69 schneidet noch ein Bildhauer
Franz Martin Lutz, „derzeit zu Gießen“, die ‚zierathen‘‘ auf der Orgelbühne
und ‚„staffiert‘“ sie. 1771 scheint die Orgel fertig gewesen zu sein;.der
Stimmer erhält doppeltes Stimmgeld, da er nunmehr zwei statt einer Orgel
zu stimmen habe.
Eine große Anzahl von Löchern und Haken zeugt von der Ausschmückung
der Wände mit Epitaphien, Gedenksteinen u. a. In flache Aus-
nischungen waren bronzene Tafeln eingelassen.
Auch die barocke Bemalung hat Spuren hinterlassen in einem roten
Anstrich, der alle Gliederungen der Kirche — wie auch der übrigen Kloster-
bauten — überzog. An den westlichen Vierungspfeilern lassen sich spärliche
Reste von Apostelkreuzen erkennen.
Im Chor an einer Kette hing ein Kruzifix°).
Von den Glocken in Lich und Muschenheim soll je eine aus Arnsburg
stammen. Sicher ist nur nach dem Bericht über die Plünderung von 1631, daß
„die große Glocke von 16 Zentnern nach Lich gekommen sei‘, der Graf habe
sie aber wieder ‚‚restituiert‘‘, während er wegen der Orgel ‚„akkordiert‘“ habe.
Die mittlere und kleine (Prim-)Glocke sind nach Greifenstein geführt und um-
gegossen worden. Dagegen findet sich eine Glocke in Hattenrod vom Jahre
1707 mit dem Namen des Abtes Robert Kolb und mit 15 Münzabdrücken —
sie soll in Arnsburg als Meßglöckchen gedient haben — und eine in Wickstadt
vom Jahre 1781 mit dem Namen des Abtes Bernhard Birkenstock.
1) Näheres-über die Kanzel s. bei der Denkmälerbeschreibung der Stadt Lich.
®) Mitgeteilt vom Archivrat D. Herrmann.
3) Nichts war in der Kirche mehr zu rauben als ein Kruzifix, das ‚‚am obern chor an einer
Kette gehangen. Hat dasselbe ein bauer von Eberstadt mit namen Emmerich Grein herunter
geworfen und in ein kötz gelegt. Deme ein reuter vorm closter begegnet und ihn gefragt, was er
trüge. Hat er das zerstückelte Kruzifix ausgeschüttet, sagend, er habe den arnsburgischen
Herrgott erlöst, hätt lang genug in der kirch gehangen. Worüber der reuter dem bauer händ,
arm und kopf also zerhauen, daß er davon gestorben, pöna talionis.‘“ Remonstratio der .
Plünderung .... .. des Cl. Arnßpurg (um 1661). Arch. Laubach, Arnsburgensia, Nr. 139. —
Origo 8. 11. — Dasselbe Archiv Lich II, Landessachen, Kl. A., Konv. 2.
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Orgeln
Kruzifix
Glocken