Full text: Kloster Arnsburg mit Altenburg ([C, 3], Band 2)

  
  
  
Schlaf- 
raum 
Gewölbe 
      
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
114 Kloster Arnsburg. Mittelalterliche Wohn- und Nutzbauten. Ostbau. 
festzustellen, vielleicht zur Latrine führend (Abb. 98). In der südlichen Schmal- 
seite zwei Nischen, einst Fensternischen wie die anderen, später erweitert. Die 
östliche enthält jetzt eine vermauerte Rundbogenöffnung, die westliche die 
Verbindungstür mit dem Abteigebäude. 
Die gegenwärtige Balkendecke wird von Holzstützen getragen, die auf alten 
Kapitell- und Kämpfersteinen stehen. Die letzteren haben an ihren Ecken 
Kappenanfänger, sie entstammen offenbar demselben Raum. Ihre Zahl 
würde stimmen. Ein umgestülptes Kapitell, dessen Profil aus zwei Viertel- 
kreiswülsten gebildet ist, war einst in der Kirche, wahrscheinlich an einem 
Seitenschiffdienst, der zugunsten der Allerheiligenkapelle beseitigt wurde 
(Abb. 54). 
Der Schlafraum nimmt das ganze Obergeschoß des Ostbaues ein (Abb. 
98 u. 99). Seine Breite beträgt über Sakristei und Kapitelsaal 12,64 m, über 
dem Treppenhaus 9,42 m, dann verbreitert er sich nach Süden zu und mißt 
am südlichen Ende 10,76 m. Über Sakristei und Kapitelsaal ist er der 
größeren Breite entsprechend dreischiffig, über Treppenhaus, Durchgang und 
Auditorium zweischiffig. Es entstanden ungleiche Breiten der Schiffe im 
nördlichen und südlichen Teil, und die Säulenreihen verschoben sich gegen- 
einander, sodaß schrägliegende Gurtbögen und trapezförmige Gewölbefelder 
einen Ausgleich schaffen mußten. Die Länge der Felder ist verschieden, je 
nachdem die Abmessungen der unteren Räume es verlangen. Im Nordosten 
schneidet der Treppenturm in das Gewölbe ein. Im Nordwesten trat der Strebe- 
pfeiler der Kirche zum Teil in den Raum vor, man hatte seine Ecke abgestemmt, 
am, Fußboden und über dem Gewölbe ist sein. voller Querschnitt noch zu sehen. 
Der Saal ist gewölbt!). Kreuzgewölbe grätig zwischen unprofilierten 
Gurtbögen, die in der Mitte auf Rundsäulen, außen auf Wandkonsolen auf- 
ruhen (Abb. 103). Der ruinenhafte Zustand läßt die Wölbtechnik gut er- 
kennen. Die Gurtbögen sind. aus Backsteinen, die Kappen bis über die Hälfte 
ihrer Höhe aus Bruchsteinen in wagrechter Schichtung hergestellt, dann zu- 
nächst noch in Bruchsteinen radial gewölbt und schließlich mit Backsteinen 
geschlossen 2). In den spitzbogigen Gurten ist die Fugenrichtung der Backsteine 
in der Weise vermittelt, daß die Fugen am Scheitel nicht nach den Mittel- 
punkten der Bogenschenkel, sondern nach den Mitten der Spannweiten zu 
gerichtet sind. Die Ausführung der Gewölbe geschah auf Schalung. Alle 
Bögen spitz. Von den 27 Kreuzgewölben sind nur 16 erhalten, auch diese 
schon zum Teil zerstört; von den 15 Steinsäulen stehen noch 9. 
Die Gewölbe sind nicht von Anfang an in dieser Form geplant gewesen. 
An den Wänden sind noch runde Schildbögen sichtbar, oberhalb deren die 
Schildbogenflächen mit kleinstückigerem Mauerwerk aus Bruch- und Back- 
1) Eine Wölbung des Schlafsaales findet sich aus früherer Zeit nur noch in Eberbach, Schönau 
und Altenburg, aus späterer in Heiligenberg, Eußertal und Chorin.. In der Regel wird man 
offene Dachstühle anzunehmen haben. 
?) Auch in Schönau waren die — wohl mit Arnsburg gleichzeitigen — Gewölbe des Ostbaues 
mit Bruchsteinen und Ziegeln ausgeführt. 
   
  
  
L.,,
	        
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