Kloster Arnsburg. Mittelalterliche Wohn- und Nutzbauten. Ostbau.
kleinen, diebessicheren Nebenraum der Sakristei von 1501. Auch heute noch
gibt es unter den Mainzer Domherren einen ‚‚Sendnerherren‘“ als Verwalter des
Schatzes. Lexer — Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, II. 876 — setzt es
gleich armarium und leitet es ab von sanctuarium oder synodarium. Nach
vorstehendem könnte man in Arnsburg als „Sünder“ die Sakristei annehmen,
die zu ebener Erde neben der Kirche liegt. Wo aber wäre dann die „„Brief-
kammer“, also das Archiv oder die Schreibstube? Zu ebener Erde ist am
Ostbau — und dort müßte sie ja liegen, da an der Kirchenseite und an der
Westseite keinerlei Räume vom Kreuz-
gang aus zugänglich sind, die Südseite
aber von anderen Räumen vollständig in
Anspruch genommen ist — kein Raum
als Briefkammer denkbar. Der Raum
unter der Schlafsaaltreppe, der Karzer,
kann nicht in Frage kommen, er wäre
gewiß nicht zur Begrenzung der Dach-
deckerarbeiten über dem Kreuzgang
herangezogen worden. Nun findet sich
nach Bergner — Handbuch der kirch-
lichen Kunstaltertümer, 8.166 — an der
Südseite des Domes zu Halberstadt über
dem Kreuzgang ein hoher gewölbter
Raum, der ‚Zither‘‘ (Syter, Siter), ,‚worin
wohlvon Anfang an der reiche Domschatz
aufbewahrt wurde“. Ähnliche Räume
finden sich nach Bergner unter demselben
Namen am Dom zu Magdeburg und an
der Stiftskirche zu Quedlinburg. Zither
Abb. 105. Tür zu den Nebenräumen des jst wohl mit Sindener, Sendener, Sünder
ee gleichzusetzen. Bemerkenswert ist, daßer
in Halberstadt über dem Kreuzgang liegt, gewölbt ist und als Schatzkammer
dient. So wird wohl in Arnsburg als ‚Sünder‘ der Raum anzusprechen sein,
der über der Nordostecke des Kreuzganges lag und mit zwei Kreuzgewölben
überdeckt war. In ihm können wir mit Recht um diese Zeit die Schatzkammer
erblicken, in der die kostbaren Gefäße und Gewänder aufbewahrt wurden. Und
dann wäre auch die Deutung des anderen Aufbaues über dem fünften Joch ge-
geben, er war die ‚„‚Briefkammer“‘, also das Archiv oder die Schreibstube. Das
Dach über dem Kreuzgang zwischen den zwei Aufbauten ist 1547 erneuert
worden. Die Verwendung der Räume als Sendner und als Briefkammer müssen
wir also jedenfalls für die Mitte des 16. Jahrhunderts annehmen. Und auch
die Bezeichnung der entsprechenden Räume in den anderen Klöstern als Archiv
und Bibliothek findet hierdurch eine Unterstützung.
Fraglich ist indessen, ob die Benutzung als Schatzkammer, Bibliothek
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