Kloster Arnsburg. Mittelalterliche Wohn- und Nutzbauten. Westbau.
Abb. 115. Bursenbau W.
Auch von der Kirche ist der Bau gelöst!), nur ein schwacher Bogen — aus
späterer Zeit — stellt in Arnsburg eine Verbindung her und betont den Durch-
gang zur Klostergasse. Der Strebepfeiler an dieser Ecke des Bursenbaues ist
absichtlich nicht übereck gestellt, damit der Durchgang frei bleibe. Auch hat
einmal eine Verbindung vom Obergeschoß des Bursenbaues nach dem Paradies
bestanden, wie aus einer vermauerten Stichbogenöffnung am Bursenbau
zu schließen ist.
Das Erdgeschoß des Bursenbaues ist zweischiffig gewölbt in elf Jochen,
sofern man das etwas gekürzte südliche Joch, dessen Gewölbe beseitigt ist,
mitrechnet. Der Bau hat sich aber, wie aus Grundmauern, die vor einigen
Jahren freigelegt wurden, sich ergab, noch um etwa 6 m weiter nach Süden
erstreckt. Ob hier ein zwölftes Joch war oder ein Latrinenanbau, muß dahin-
gestellt bleiben. Von den elf Jochen gehören die fünf südlichen zum Speise-
raum, das sechste ist Durchgang, die fünf nördlichen sind Keller. Ueberall grä-
tige Kreuzgewölbe mit geradliniger Scheitellinie zwischen spitzen, unprofilier-
ten Gurtbögen (Abb. 116). Im Speisesaal ruhen die Gurtbögen auf Rundsäu-
len und Wandkonsolen auf. Die Säulen — bis auf eine verschwunden und durch
Backsteinpfeiler ersetzt — hatten Knollenkapitelle, deren oberer Kelchrand
1) Wie überall in den genannten Klöstern mit freistehendem Westbau. In Eberbach haben
Westbau und Kirche gerade nur die Ecke gemeinsam. In Schönau verbleibt ein schmaler Schlitz,
so schmal, daß er nicht gangbar ist. In Clairvaux und in Arnsburg sind ausgesprochene Durch-
gänge zwischen Kirche (Paradies) und Westbau, die zur Klostergasse führen. Die Hauptdurch-
gänge, die auch den Weg zur inneren Klausur bilden, liegen jedoch bei diesen Klöstern mit frei-
stehendem Westbau immer in der Mitte des Gebäudes.