Kloster Arnsburg. Mittelalterliche Wohn- und Nutzbauten. Westbau. 139
beiden Kreuzgewölbe noch um 30 cm nach dem mittleren Gurtbogen ansteigt,
fällt das östliche in seiner Scheitellinie um 1,34 m, und zwar hauptsächlich
— um einen ganzen Meter! — in der äußeren Kappe. Welchen Grund hatte
die starke Neigung des Gewölbes ? Durch ein Gefälle im Gelände ist sie nicht
veranlaßt, denn nach der Lage der Pfeilersockel zu schließen, lag‘ das
Gelände gleich hoch. Ähnlich war es in Schönau. Dort stieg sogar das Ge-
lände nach Osten zu ganz beträchtlich an —
sechs Stufen zeichnet Edelmaier in seinem
Wiederherstellungsentwurf ein —, und trotz-
dem fällt die Kämpferlinie in gleicher Rich-
tung um !/,, der Länge. Edelmaier nimmt für
Schönau an, daß über dem östlichen Bogen
von der Klostergasse aus die Freitreppe in
das Obergeschoß geführt habe, und um diese
nicht zu hoch werden zu lassen, habe man den
Fußboden über dem Bogen möglichst gesenkt
und die Treppe im Innern weiter geführt —
eine Annahme, die wir auch für Arnsburg gel-
ten lassen werden. Die Treppe hat hier also
mit ihrem oberen Lauf — ähnlich wie die
Schlafsaaltreppe über dem Sakristeigewölbe —
auf der östlichen Gewölbekappe aufgelegen.
Sie hatte ihren Austritt erst nach dem ersten
Viertel der Gebäudetiefe. Ein Abklopfen des
Putzes an der östlichen Außenwand über dem
Bogen hat eine lange Schwelle ergeben, aus
drei Steinen zusammengesetzt. Sie liegt nicht
in der Achse des Durchgangs, sondern. etwas
nach Süden zu verschoben. Von einer Tür-
öffnung, zeigte sich keine Spur, sie muß bei
dem Umbau des Obergeschosses gänzlich be- Die oberste aus dem Refektorium, die
seitigt worden sein. Und wie schließlich der zwei unteren aus dem Keller. 1:25.
untere Lauf der Treppe verlief, wie er mit der
Halle der Laienbrüder in der Klostergasse in Verbindung stand, davon läßt
sich gar kein Bild machen).
Die Fenster des Erdgeschosses !—- in jedem Felde eines — waren ursprüng- Fenster und
lich durchweg rundbogig, die Mehrzahl von ihnen ist heute noch unversehrt Türen,
; : ; ; ; Hundehütten
1) Auch in Maulbronn führte die Treppe zum Laienschlafraum unmittelbar von außen in das
Obergeschoß. Die Tür ist dort noch vorhanden, sie liegt naturgemäß auf der Westseite, weil
es in Maulbronn eine Klostergasse nicht gibt. Sie hat auch dort wohl mit einem Gang, in dem
die Laienbrüder zur Kirche schritten, in Verbindung gestanden, in welcher Weise, wissen wir nicht.
Auch sie ist gegenüber dem darunter liegenden Durchgang verschoben, und zwar der anderen
Orientierung entsprechend nach Norden zu.
Von ausländischen Klöstern, bei denen die Tür im Obergeschoß noch vorhanden ist, sogar
noch Reste des Aufganges festzustellen sind, nennt Ostendorf Vauclair, Fontfroide, Fountains.
Abb. 118. Konsolen des Bursenbaues.