Kloster Arnsburg. Mittelalterliche Wohn- und Nutzbauten. Abtswohngebäude.
Ich stehe nicht an, zu
behaupten, daß über dem
ersteren der beiden Keller
die mittelalterliche Abtei,
also das Abtswohnge-
bäude gestanden hat.
Seine Außenmaße hätten
etwa 16,50. 9,50 m, betra-
gen, Abmessungen, die
denen der mittelalter-
lichen Abtswohngebäude
in anderen Abteien ent-
sprechen. Der Abt hätte
seinen Weg zur Klausur
Abb. 122. Eingang zum Obergeschoß des Bursenbaues. \: längs der Nordseite des
Bursenbaues genommen
durch den Bogen hindurch, der Bursenbau und Paradies miteinander ver-
bindet, zur Klostergasse!).
Vom Keller aus führt nach Osten in einem großen Bogen nach der Mühle
zu ein „unterirdischer Gang‘, der nichts anderes ist als ein begehbarer Ent-
wässerungskanal — s. S. 164.
Wann der rechte (östliche) Keller erbaut wurde und was er für ein Gebäude
getragen haben mag, ist nicht zu sagen. Vor 1509 scheint er vorhanden ge-
wesen zu sein. Eine Stelle im liber actorum aus diesem Jahre verdient hier
angeführt zu werden:
„Anno domini 1509 circa festum visitationis Marie edificatum est capitulum
conversorum in ambitu, quia ibi erat locus devastatus, et sie statim erectus ()
est cellarium a latere istius capituli, qui (!) erat valde necessarius et cum ma-
ximis laboribus. Sie, quod habemus transitum de parvo cellario ex abbatia ad
majorem (!) gellarium, so das die wyn vorn im conventskeller und im diffen keller
‘) Eine bestimmte Regel für die Lage der Abtei gab es nicht. Widersprach es doch den Vor-
schriften, daß der Abt sich von den Mönchen absonderte. Er sollte schlafen mitten unter ihnen,
„wie der Hirt in der Herde‘. Indessen waren schon zur Zeit der Gründung Arnsburgs die Sitten
laxer geworden. Wir nahmen an, daß der Abt und vielleicht auch der Prior in besonderen Kam-
mern neben dem Schlafsaal schliefen. Zur selben Zeit und bald danach finden wir schon eigene
Wohngebäude für den Abt: in Georgenthal aus dem Ende des 12. Jahrhunderts nördlich der
Kirche — in Loceum gegen 1300 freistehend zwischen Klausur und Torgebäude. ‚In Marien-
thal wurde im 13. Jahrhundert an der Nordwestecke des Westbaues das Abtsgebäude erbaut,
also an derselben Stelle, wo in Arnsburg jener Kellerraum liegt, und dort führt ein geschlossener
Gang an der Nordseite des Westbaues entlang zur Kirche und zur Klausur, an derselben Stelle,
wo auch in Arnsburg für den Abt der Weg von der Wohnung zur Klausur anzunehmen ist. Der
Vergleich mit Marienthal bekräftigt daher ganz besonders jene Vermutung, daß über den Keller-
räumen im Mittelalter die Abtswohnung gestanden habe. Auch in Pforte hat an der entsprechen-
den Stelle in spätromanischer Zeit ein Bau gestanden, von dem ein Verbindungsgang an der
Schmalseite des Westbaues entlang zur Kirche führte. Man wird ihn als älteste Abtei zu bezeich-
nen haben. Denn an der Stelle jenes Baues im Osten, der später als Abtei diente, stand ursprüng-
lich das Hospital. Die „Abtskapelle“ war Hospitalkapelle.