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Bronner im Jahre 1907 aus und schließlich Walbe im Jahre 1918. Die
letzteren brachten Klarstellung des Grundrisses des Chorumbaues.
Es sind aber noch weitere Grabungen wünschenswert, z. B. um das Südende
des Laienbruderganges in der Klostergasse, seine Verbindung mit der Küche
und dem Treppenaufgang des Westbaues zu ermitteln und ferner um über
einige Kanalstrecken völlige Gewißheit zu geben. Möchten sie in günstigerer
Zeit, wenn auch dazu wieder Mittel und Arbeitskräfte zur Verfügung stehen,
zur Ausführung kommen! — —
Auch die Geschichte des Klosters Arnsburg kann infolge der in den
„Kunstdenkmälern“ üblichen Anordnung ohne Störung eines Zusammenhanges
ihren Platz in diesem Bande erhalten. Die Darstellung beschränkt sich dem
Zweck der historischen Einleitungen entsprechend auf das Notwendigste,
beruht aber unter Benutzung der Literatur auf einer neuen Durchforschung
des gedruckten und vor allem ungedruckten, seither unbekannten Quellen-
materials. Daher bietet sie gegenüber den früheren Schilderungen von Ebel
in den Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins 1893 (auch als
Marburger Dissertation 1892 gesondert erschienen und nur das erste Jahr-
hundert des Klosters umfassend) und in dem Schriftchen von Sauer und
Ebel (1895) manches Neue und manche Verbesserung.
Von der Geschichte des Klosters Altenburg, dem Vorläufer Arnsburgs,
wissen wir nur das Wenige, was uns die Stiftungsurkunden der beiden. Klöster
und die Verzichturkunde des Abts von Siegburg mitteilen. Sie braucht daher
nicht besonders behandelt zu werden.
Aus der älteren geschichtlichen Literatur über Arnsburg sind zwei Schriften
hervorzuheben: 1. Origo ac Progressus celeberrimi Monasterii de Castro Aquilae
(1644). 2. Commentatio historica de Castro Aquilae (1774). Beide sind in
lateinischer Sprache geschrieben und sehr selten. Die erste von ihnen ist
offenbar eine Tendenzschrift, verfaßt von dem Zisterzienserabt Caspar
Jongelinus, aber anonym erschienen. In ihrem. ersten Teil richtet sie, ge-
stützt auf die Altenburger Urkunden und die Urkunde Gerhards von Eberbach
über die Stiftung des Klosters Arnsburg, die sie alle im Wortlaut wiedergibt,
einen Angriff gegen die Ansprüche des Hauses Solms auf die Klostervogtei.
Daran schließen sich an: die Series abbatum, eine Mitteilung über gleich-
zeitige Vorgänge im Kloster und ein Verzeichnis der damaligen Mitglieder
des Konvents. Unter der Überschrift ‚Prosecutio de notabilibus monasterii
Arnsburgensis“ folgt sodann eine Reihe Wundergeschichten, die den Ruhm
des Klosters erhöhen sollen, und den Schluß bilden drei hessische Urkunden
aus den Jahren 1428, 1474 und 1534, in denen dem Kloster Steuer- und Zoll-
freiheiten in den hessischen Landen erteilt werden.
Die Commentatio historica ist ebenfalls anonym erschienen, doch nennt Bär
in seiner Geschichte des Klosters Eberbach als ihren Verfasser den damaligen
Prior Willigis Petrelli in Arnsburg. Sie ist eine Festschrift zum sechshundert-
jährigen Jubiläum der Abtei und zerfällt in drei Teile, deren erster den