Kloster Arnsburg. Wasserleitung und Entwässerung. 167
Konventsbau her, vielleicht den Unrat von Aborten mitnehmend, und mün-
dete in den eben beschriebenen Kanal.
Unter dem Küchenbau selbst läuft noch jetzt ein Kanal entlang, ebenfalls
vom Mühlgraben mit Wasser versorgt. Am unteren Ende nahm er die Abfälle
des ehemaligen Schlachthauses auf. Von da wendet er sich auf kürzestem
Wege der nahen Wetter zu, wo seine Mündung — bei t — sichtbar ist.
Diese Kanäle des 18. Jahrhunderts haben kleineren Querschnitt, etwa
40 bis 50 em, ihre Wände sind aus Bruchsteinen gemauert oder aus Platten
gestellt, mit Platten sind sie abgedeckt.
Auf der Nord- und Ostseite der Kirche ziehen sich dieht an den Grund- Traufkanäle
mauern, diese als Wandungen benutzend, Traufkanäle entlang, die zur der Kirche
USVEWIEER
Trockenhaltung des Mauerwerks dienen sollten. Sie sind in dem Laubacher
Plan von etwa 1810 — wenn auch unvollständig — eingezeichnet (Abb. 7).
An der nördlichen Apsis war ein solcher Kanal bereits durch Matthaei fest-
gestellt, bei den letzten Ausgrabungen fand er sich auch an der Ostapsis und
längs der Ostseite, merkwürdigerweise aber nicht an der Südseite des Chores
und der südlichen Apsis. Im Laubacher Plan sind die Kanäle von der Nord-
ostecke der Kirche her nach dem Kanal des Konventsgebäudes zu entwässert.
Auch an einem Strebepfeiler des Kapitelsaales fand sich ein solches Kanal-
stück, dessen Fortsetzung aber nach keiner Seite zu ermitteln war. Seine
Sohle liegt um 16cm tiefer als die Kanalsohle an der östlichen Apsis, sie würde
also nach Süden Gefälle gehabt haben.
Diese Traufkanäle sind 30 em breit, 40 bis 50 cm hoch. In dem äußeren
Mauerwerk fanden sich Maßwerkstücke verwandt — ein Beweis, daß die
Kanäle erst aus späterer Zeit stammen. Sie gehören also nicht, wie Matthaei —
Beiträge, S. 17 — annimmt, zu den Kanälen, die der Abt Heinrich auf Grund
göttlicher Eingebung angelegt haben soll.
Mit Recht aber führt Matthaei zum Beweis, in wie großem Ansehen die
Kanalkunst der Zisterzienser stand, die Wundergeschichte an, die in der
„Prosecutio de Notabilibus Monasterii Arnsburgensis“ 8.41) erzählt wird.
„Abt Heinrich habe das technische Problem der Kanalisation nicht lösen
können, bis ihm die heilige Jungfrau erschien und seinem Grübeln dadurch
ein Ende machte, daß sie ihm die richtige Ableitungsstelle an der Wetter
zeigte“, Matthaei fährt dann fort: „Wenn dieser Abt Heinrich der von
Rossel $. 399 als 5. Stabträger in die Jahre 1220—1226 (?) gesetzte Heinrich
‚ist, so hätten wir einen Beweis dafür, daß mit der Kanalisation um den Chor
auch schon dieser fertig war.‘ Die Folgerung ist nach dem vorhin Gesagten
nicht richtig. Aber daß in jenen Jahren 1220-1226 die Kanalisation begonnen,
zum mindesten die Abzweigung des Mühlgrabens in Angriff genommen wurde,
ist höchst wahrscheinlich ; die Ostteile der Kirche gingen damals ihrer Vollen-
dung entgegen, und die Wohnbauten waren in Vorbereitung.
!) In „Origo ac progressus celeberrimi monasterii de Castro Aquilae ete“. 1644. Genauer mit-
geteilt von Röschen in seiner „Wanderung durch die nördliche Wetterau“, 8. 61.