NIKOLAUS KINDLINGERS VERZEICHNIS
DER GRABDENKMÄLER IM KLOSTER ARNSBURG
Bearbeitet von Viktor Würth
Dieser Band des hessischen Denkmälerwerks lag bereits abgeschlossen vor,
als sein Verfasser durch die dankenswerte Vermittelung des Herrn Staats-
archivars Dr. Dersch in Marburg Kenntnis von einem Verzeichnis der Arns-
burger Grabsteine im Staatsarchiv zu Münster erhielt. Bei der Prüfung der
von Kindlinger!) herrührenden, im Msc. II 191 enthaltenen Handschrift
konnte deren außergewöhnliche Bedeutung für die Geschichte der Arnsburger
Denkmäler festgestellt werden. Einmal geben die Aufzeichnungen den Zu-
stand wieder, wie er vor der weitgehenden Zerstörung und Plünderung der
Klosterkirche vorlag, andererseits kann die Aufzählung, wie ihre Prüfung
zeigte, als eine für die damalige Zeit vollständige bezeichnet werden. Mit
ihrer Hilfe sind wir in der Lage, den eingetretenen Verlust an Denk-
mälern bestimmt zu erkennen. Daneben erscheint aber die Bedeutung der
Münsterer Niederschrift noch dadurch erhöht, daß ihr eine weitere gleich-
zeitige, jedoch von anderer Hand herrührende Wiedergabe der ‚Inscriptiones
lapidum sepulchralium in ambitu‘‘ — im folgenden kurz mit Hs.II bezeichnet
— beigelegt ist.
Wir geben das Kindlingersche Verzeichnis nachstehend wortgetreu wieder,
berücksichtigen dabei jeweils die etwaigen Abweichungen der Hs. II und
fügen dem Text, wo es notwendig und möglich ist, kurze Erläute-
rungen bei.
I.
LAPIDES SEPULCHRALES IN ECCLESIA MAIORI, SINGULI CUM
SUA EPIGRAPHA
1. Monumentum comprehendens episcopum cum hoc elogio:
Anno Domini 1367 6 Nonas Julii obiit dominus Rudolphus de
Frydeberg episcopus Verdensis cuius anima requiescat in pace.
Insigne a dextris est trabe in medio distinetum, in superiori campo unum
habet gallinae pedem, in inferiori duos; ex parte sinistra cernitur insigne cum
maiori cruce, ab utraque capitis parte angeli cervical supponentes; pedibus
subiacent duo leones?).
1) Nik. Kindlinger, geb. 1749 zu Neudorf im Rheingau, in Mainz gebildet, wurde zu Münster
i. Westf. Kapuziner, später Weltgeistlicher und erhielt als solcher die Pfarrei seines Geburts-
orts. Er war archivalisch und geschichtlich, namentlich in und für Westfalen, außerordentlich
tätig, wurde 1804 Archivar in Fulda und starb 1819 zu Mainz. Die von ihm herrührende Kind-
lıngersche Sammlung im Staatsarchiv Münster enthält unter ihren 200 Bänden auch mehrere
auf Arnsburg bezügliche Ausarbeitungen.
2) Nach dieser Beschreibung zeigte also die Grabplatte, wohl innerhalb eines Schriftrands,
die Gestalt des Bischofs, auf zwei liegenden Löwen stehend, das Haupt auf ein von zwei Engeln