10 Kloster Arnsburg. Geschichte.
Summe. Am schlimmsten verfuhr der Mainzer Erzbischof Johann von Nassau,
dem der Konvent 1404 auf Grund seiner Exemtion die verlangten Hilfsgelder
verweigert hatte. Er beschlagnahmte die Arnsburger Besitzungen in der
Wetterau, am Main und im Rheingau und belegte das Kloster mit Bann und
Interdikt. Schließlich drohte er gar mit der Zerstörung der Abtei. Doch
wurde dieses Unglück durch das Eingreifen des Erzbischofs von Trier, Werners
von Falkenstein, verhütet, der 1406 eine Schutzwache von 400 Mann schickte
und nach zwei Jahren auch die Aussöhnung mit Mainz herbeiführte.
Raub und Brandschatzung, auch durch benachbartes adeliges Raubgesindel,
das die unsicheren Zeiten nutzte, wiederholten sich. Unglücksfälle anderer
Art, darunter — im Jahre 1457 — der Brand des Dormitoriums der Konversen,
das, kaum wieder aufgebaut, von neuem zusammenstürzte, mehrten die Not.
So groß waren die Verluste, die das 15. Jahrhundert gebracht hatte, daß
wiederholt, zuletzt im Jahre 1489 bei den Antonitern in Grünberg, beträchtliche
Kapitalien zur Bezahlung von Schulden und zum Wiederaufbau niederge-
brannter Gebäude, aufgenommen, zahlreiche Güter und Gefälle dem Anto-
niterhause verpfändet werden mußten!).
Im16. Jahrh. Aus dem 16. Jahrhundert sind uns Kriegsdrangsale nicht überliefert. Zwar
hatten sich im Frühjahr 1525 in der Nachbarschaft, im Fuldischen und Hers-
feldischen, die Bauern erhoben, aber dank dem Eingreifen des Landgrafen
Philipp, dem das Kloster Arnsburg 300 Gulden teils in Bargeld, teils in silbernen
Kelchen, Patenen und Monstränzen zu den Kosten des Zuges beigesteuert
hatte?), blieb fast ganz Oberhessen von dem Aufruhr verschont. So mag nur
den im Aufstandsgebiet gelegenen Klostergütern Schaden erwachsen sein.
Der Schmalkaldische Krieg brachte wohl größere Unruhe, denn dicht bei
Arnsburg war ein Sammelplatz der Landsknechte, die Philipp anwerben und
zeitweilig in den benachbarten solmsischen Dörfern unterbringen ließ. Die
Hauptleute lagen in Arnsburg, und der Abt beteiligte sich freiwillig an der
Beschaffung des Proviants für die Mannschaften?).
Im Dreißig- Die unheilvollste Epoche für unser Kloster war der Dreißigjährige Krieg.
jährig. Krieg Durch ihn wurde ein Teil seiner Gebäude gründlich zerstört und sein Wohl-
stand für lange Zeit vernichtet. Bereits 1623 mußte die Verehrung des Heiligen
Kreuzes, der außerhalb des Klosters eine Kapelle errichtet war, in die Abtei-
kirche verlegt werden‘), weil das Heiligtum von den ketzerischen Bauern
mehrfach geschändet worden war (s. u.). Im Jahre 1631 flüchtete der eben
gewählte Abt Johann Adam Will5) mit einigen Mönchen vor den Schweden
nach Clairvaux, wo er die Weihe empfing. Die übrigen Klosterbrüder zer-
stoben in alle Winde, und im Kloster hausten die Schweden und ihre solm-
!) Urkunden in der Univ.-Bibliothek Gießen, Hs. 457 m.
2) Liber act. Arnsb. fol. 152b.
®) Ebelin „Philipp der Großmütige‘‘, Festschrift 1904, 8. 564.
*) Petrelli 8. 107... Origo 8. 14.
®) Nicht Güll, wie er gewöhnlich infolge Mißverstehens der Latinisierung „Guillius‘“‘ ge-
nannt wird, !