Kloster Arnsburg. Geschichte. 1l
sischen Bundesgenossen. Ein großer Teil des lebenden und toten Inventars
wurde angeblich zur Sicherheit nach Lich gebracht. Die Lichischen Amtleute
zogen die Klostereinkünfte ein und erregten damit den Widerspruch des vom
schwedischen Gubernator Johann Sparre in Mainz zum Verwalter in Arns-
burg eingesetzten Lizentiaten Johann Heil. Bald darauf schenkte Gustav
Adolf die Arnsburgischen Besitzungen dem schwedischen Oberst Johann
Engelhard Thylliust). Dessenungeachtet aber trat im Jahre 1633 Oxenstierna
im Namen der Königin Christine das ganze Kloster mit allen Pertinenzien
an den schwedischen Obersten Grafen Philipp Reinhard von Solms ab für
65500 Reichstaler, die ihm die Krone Schweden für verauslagte Kriegskosten
schuldete. Doch auch Philipp Reinhard blieb nicht im Besitz dieser Güter;
er scheint sie dem Grafen Albrecht Otto von Laubach verpfändet zu haben?).
Als auf dem Kriegstheater der Umschwung eintrat und die versprengten
Mönche zurückkehrten, wurde der Konvent auch wieder Herr des Klosters
und seiner Besitzungen.
Das durch die solmsischen Beamten nach. Lich gebrachte Inventar aber
konnte der Abt Johann Adam Will nicht so leicht wiedererlangen. Aus seinem
Briefwechsel mit der Gräfin Marie Sabine in Lich, dem Lichischen Sekretarius
Thorybander und später dem Oberamtmann Johann Dieterich von Rosen-
bach in Königstein?) erfahren wir, wie übel dem Kloster in den Jahren 1631
und 1632 mitgespielt worden war. Der Entwurf einer undatierten Bittschrift®)
an den Kaiser, dessen Hilfe gegen die Grafen von Solms angerufen wird,
zählt die an den Gebäuden verübten Zerstörungen auf und bestätigt so die
Angaben des oben angeführten Briefwechsels. Danach war das gesamte
Mobiliar weggeführt, die Kirche ausgeräumt, die Altäre und die Dächer der
Kirche, des Dormitoriums, des Abtshauses, ganz oder teilweise abgebrochen,
der Kreuzgang, das Winterrefektorium, die Prälatenwohnung, der Pforten-
bau, die Mühle, das Brauhaus, der Bursenbau, das Gasthaus im Vorhof
samt Ställen ganz oder teilweise niedergerissen worden. Das große Refek-
torium „steht noch unter einem Strohdach, ohne Fenster, ganz verwüstet“
Die Orgel ist nach Lich gebracht, die mittlere und die kleine Glocke nach
Greifenstein geführt und angeblich umgegossen worden.
Es dauerte lange, bis das Kloster sich von seiner Zerstörung erholt hatte.
Für den Gottesdienst hatte man die Vorhalle der Kirche, das heute noch sog.
„Paradies“, das auch jetzt für den Gottesdienst benutzt wird, hergestellt.
Mit ihr behalfen sich die Mönche bis zum Jahre 1672, erst da konnte zum
ersten Male wieder Gottesdienst in der. Kirche selbst gehalten werden?).
Noch mancherlei Drangsale kamen im Österreichischen Erbfolgekrieg und Im 18. Jahrh.
im Siebenjährigen Krieg über Arnsburg, so daß die Mönche mehrmals flüch-
1) Dieffenbach, Friedberg, 8. 215.
2) Rudolf Graf Solms-Laubach, Gesch. d. Hauses Solms, S. 217—219.
3) Gleichzeitige Abschriften im Gräfl. Archiv Laubach.
4) Nach 1661. Gräfl. Archiv Laubach.
5) Petrelli S. 113.