Kloster Arnsburg. Geschichte. 13
erhalten werden.‘‘ Im Jahre 1774, als die Abtei ihre sechste Jahrhundert-
feier beging, zählte sie außer dem Abt 42 Mönche und 3 Novizen.
Die Ablässe, die der Klosterkirche und anderen Gnadenorten verliehen
worden waren, wurden bereits oben erwähnt. Sie brachten einen großen
Andrang Heilsuchender, namentlich der Ablaß am Fest der Kirchweihe
hatte starken Zulauf. Im Hainfeld, wo einst die Kapelle zum Heiligen Kreuz
gestanden hat, hatte sich bei Gelegenheit dieses Festes ein Markt entwickelt,
der Ablaßmarkt genannt!), der von Donnerstag nach Kantate bis Freitag
nach Rogate stattfand. Vom Kloster wurde dieser Markt —- wenigstens
zeitweise — mißbilligt, und der Abt erreichte bei den Schirmherren im Jahre
1441 seine Aufhebung?). Nichtsdestoweniger bestand er noch 14793), und
Kaiser Maximilian I. erteilte im Jahre 1495 den Grafen Otto und Philipp
zu Solms und dem Eberhard von Offenstein, Herrn zu Königstein und Mün-
zenberg, die Bestätigung des Marktes und seines Gerichtszwanges*). Der
Markt bestand also weiter, auch nachdem das Fest der Kirchweihe 1482 von
Sonntag Rogate oder Vocem jucunditatis auf den Sonntag nach der
Oktave Epiphania (13. Januar) verlegt worden ward). Er erwies sich als so
lebenskräftig und widerstandsfähig, daß er noch hundert Jahre später, obgleich
von den Äbten wiederholt als schädlich bezeichnet und mit Einwilligung von
Mainz und Solms nach Münzenberg verbannt®), dennoch ruhig an der alten
Stelle abgehalten wurde. Erst im Jahre 1624, nach der Zerstörung der Heilig-
kreuzkapelle, soll seine Abstellung gelungen sein”).
Wie nicht anders zu erwarten ist, hat auch Kloster Arnsburg seine Wunder-
geschichten und Legenden. Berühmt war die Heiligkreuzkapelle vor dem
Kloster wegen der wunderbaren Heilungen von Lahmen, Blinden, Tauben
und Schwachen. Erscheinungen der heil. Katharina, der heil. Agnes und vor
allem der Muttergottes erzählt die Chronik. Auch wie der Prior Konrad in
der Heiligen Nacht durch die Vision des Jesuskindes zu solcher Liebe zum
Heiland entflammt wurde, daß die Laurentiuskapelle, in der er die Eucharistie
feierte, und die ganze Kirche in Flammen zu stehen schienen, wird uns von
dem frommen Verfasser der Origo berichtet).
Ablaßmarkt
Wunder-
geschichten
Die Kirchenreformation ist an Arnsburg nicht spurlos vorübergegangen. Reformations-
Die Grafen v. Solms, deren Lichische Linie mit dem Tode Reinhards (7 1562)
die Augsburgische Konfession angenommen hatte, versuchten, das in ihrem
Land gelegene Kloster zu reformieren und scheinen auch zu den Zeiten der
1) Fabricius im Archiv f. h. G. III, Heft 2, Nr. VIII, 8.2. — Kofler im obergerm.- rät.
Limes, Lief. 17, S. 18£. möchte den Markt bis in die römischen Zeiten zurückführen.
2) Kolb, Aquila certans, Doc. S. 29 Nr. 22.
3) Baur, Hess. Urkunden, IV, 231 Nr. 234.
*) Kopien der Urkunde im Fürstl. Archiv Braunfels.
5) Or. im Fürstl. Archiv Lich. Baur, im AUB Nr. 1206, gibt fälschlich Epiphanias (Dreikönigs-
tag) an statt Oktave Epiph.
6) Arnsburger Rechnungsabschied von 1589 und 1593 pos. £, im Gräfl. Archiv Laubach.
’) Röschen, Wanderung durch die nördliche Wetterau (1897), 8. 53.
®) Ebenso Petrelli S. 87.
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