Full text: Kloster Arnsburg mit Altenburg ([C, 3], Band 2)

     
   
  
  
  
   
Il. DAS ZISTERZIENSERKLOSTER ARNSBURG 
A. LAGE DES KLOSTERS UND SEINER BAUTEN 
Der Platz des alten Römerkastells entsprach der Gepflogenheit der Benedik- 
tiner, ihre Klöster stolz wie Burgen auf weithin sichtbarer Höhe aufzurichten, 
von wo die hohen Türme, die ihren Kirchen nicht fehlen durften, doppelt gut 
zur Wirkung kamen und ringsum das Land beherrschten. Das aber war kein 
Platz für die Zisterzienser. Diese zogen sich zurück in stille Täler, wo sie ver- 
steckt blieben vor dem Getriebe der Welt. Kein Turm verriet ihre Siedelung 
in die Ferne. Dort auch fanden sie das Wasser, das sie notwendig brauchten 
Lage des 
Klosters 
als Ackerbauer zum Treiben ihrer Mühlen, —als Mönche, die dem Fleischgenuß . 
entsagt hatten, zum Züchten der Fische — und nicht zuletzt zum Fortschwemmen 
alles Unrates in offenen oder verdeckten Kanälen. 
Wo ein solches wasserreiches Waldtal sich lichtete, wo eine fruchtbare 
Ebene begann, die das Feld ihrer Tätigkeit werden sollte, wo der Boden zu- 
gleich die Steine barg zum Bau von Kirche und Kloster, dort war der Platz 
für eine Zisterziensersiedelung gegeben. So übernahmen die Mönche von 
Eberbach gern die Stätte der alten Burg und des ehemaligen Dorfes Arnsburg, 
die ihnen Graf Kuno von Hagen und Arnsburg 1174 überließ. Die Wetter 
verläßt das stille Gottesackertal, um das freie Land, die gesegnete Wetterau, zu 
gewinnen, und der harte, schwer zu bearbeitende Lungsteinbasalt, der hier 
zutage tritt, eignete sich wie kein anderer Stein zu der Gediegenheit und den 
herben, schmuckarmen Formen eines Zisterzienserbaues. Die Wetter bildet 
nach Osten ausbiegend ein fast regelmäßiges Viereck. Genau in die Mitte 
dieses Vierecks. legten die Mönche die dicht geschlossene Baugruppe ihres 
Klosters (Abb. 4 u. 5). 
Eine Strecke oberhalb zweigten sie den Mühlbach vor der Wetter ab, der 
seine Wasserkraft zum Mahlen der Bodenfrüchte herzugeben hatte, der zu 
Fischteichen sich anstauen ließ, und der — was fast wichtiger war — innerhalb 
des Klosters das erforderliche Gefälle zum Durchspülen eines sehr sinnreich 
angelegten unterirdischen Kanalnetzes bot. Der Mühlbach begleitet die 
Wetter in geringem Abstand und umfließt in engerem Bogen die Kloster- 
gebäude. 
In weiterem Umkreis, außerhalb des von der Wetter gebildeten Vierecks, 
umschließt eine Mauer den ganzen Bezirk, der im Osten und Nordwesten noch 
an den bewaldeten Abhängen des Tales ansteigt. 
Man sagt, auf der Höhe im Nordwesten, wo jetzt der Syndikats- und der 
Bienengarten liegen, habe dieBurg der Grafen vonHagen und Arnsburg 
gestanden. Alte Befestigungsanlagen außerhalb der Klostermauer scheinen 
dies zu bestätigen. Der Höhenrücken zwischen dem Tal der Wetter und der 
nach Lich führenden Straße wird hier durchschnitten von zwei tiefen Gräben, 
die zwischen sich einen: breiten Wall mit flacher Mulde haben. Der innere 
Graben läuft dicht an der Mauer entlang. Klöster haben im allgemeinen 
Lage der 
alten Burg 
Arnsburg 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
    
 
	        
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