Full text: Kloster Arnsburg mit Altenburg ([C, 3], Band 2)

   
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Kloster Arnsburg. Die Kirche. Das Langhaus. 63 
geschlossenen Kapellen, also unter Opferung einer echt zisterziensischen Bau- 
gewohnheit. 
Höchst eigenartig, unter allen Zisterzienserkirchen am meisten auf selb- 
ständiger Erfindung beruhend sind die Lösungen der beiden Schwesterkirchen 
Schönau und Arnsburg. Auch die dritte Schwesterkirche Otterberg zeigt 
eine ganz einzige Bildung des Choranbaues — s. Abb. 38—, und es ist erstaunlich, 
wie selbständig gerade die Baumeister der Eberbacher Tochterklöster in der 
Gestaltung der Ostteile vorgingen, wie sie Lösungen erfanden, alle drei ver- 
schieden; keine ging auf ein bestimmtes Vorbild zurück, keine ‚aber hatte 
auch unmittelbare Nachfolge. Von den in engeren Vergleich zu ziehen- 
den Klosterkirchen Schönau und Arnsburg gebührt Schönau zweifellos 
der Vorzug der größeren Klarheit und Gedrungenheit. Sie war dadurch er- 
reicht, daß — wie in Heisterbach, wo man das Viereck in das Halbrund 
umformte — die Kapellen zu Mauernischen herabgemindert wurden, was eine 
gute Lösung jedenfalls erleichterte. 
Auch das jüngere Arnsburg zeigt zu beiden Seiten des Chores nur Nischen, 
aber doch Nischen, die durch besondere Zwischenwände gebildet sind und daher 
eher den Namen von Kapellen verdienen. Ein Grund zur Abweichung von 
dem Schönauer Grundriß mag die Vorliebe für die von der Hirsauer Schule 
her vertraute Apsidenbildung gewesen sein, „eine archaistische Liebhaberei”, 
die immerhin dem Äußeren einen Reiz verlieh, wie ihn Zisterzienserkirchen 
sonst gerade an den Ostseiten vermissen lassen. Gleichzeitig vielleicht der 
Wunsch, neben den kleinen Nischenkapellen wenigstens einige etwas bedeut- 
samer herauszuheben. Und noch ein drittes, wohl ausschlaggebendes kam 
hinzu: Mit der Anordnung der Mittelkapelle fiel die Zweiteilung der östlichen 
Chorwand, die in Schönau ebenso wie in Ebrach und Riddagshausen besteht, 
fiel der Mittelpfeiler, und es öffnete sich ein reizvoller Durchblick in die 
weiter zurückliegende Mittelapsis — für die Innenwirkung zweifellos ein 
Gewinn. Aber die Klarheit des Grundrisses am Ostgang ging verloren, die 
Folge war eine gewaltsame Aneinanderreihung von Rechtecken verschiedener 
Form und Richtung — am unglücklichsten die Bildung der Eckräume, so eng 
und schmal und mit verstecktem Zugang, daß sie als Kapellen kaum denk- 
bar sind. 
DAS LANGHAUS 
An den westlichen Vierungspfeilern setzen — wie schon erwähnt — Inneres 
t Vorlagen und 
die Vorlagen und Dienste, die nach dem Mittelschiff zu liegen, ers 
in verschiedenen Höhen an: Die Dreiviertelsäule, die die vorderste Gurt- 
vorlage zu tragen hat, beginnt erst dicht unter ihrem eigenen Kapitel; ihr 
Schaftstück, nur drei Steintrommeln hoch, wird von einem schmucklosen 
Kelchkapitell getragen, das einem noch kürzeren, schwächeren, aus der Mauer- 
fläche spitz heraustretenden Dreiviertelsäulenstumpf zugehört (Abb. 45, 46, 47). 
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