Großen-Linden 81
Durchweg der fränkische Hof in regelrechter Anordnung der Gebäude:
links!) vom Tor das Wohnhaus und der Stall, gegenüber dem Tor die Scheuer, rechts
Nebengebäude. Das Wohnhaus meist zweizonig: Wohnzone vorn, Eingang mit
Küche dahinter. Die sonst vorkommende dritte Zone, die entweder den Stall oder
einen weiteren Wohnraum enthält, fehlt. Der Stall ist in einem besonderen, an-
schließenden, aber schmaleren Gebäude untergebracht.?)
Den Eingang zum Hof bildet das große Holzgerüst mit Tor und Pforte
unter schmalem Dach. Dem Hofe gibt es seine schöne Abgeschlossenheit, der
Straße aber die ruhige Wandung, indem es die Lücke zwischen den benachbarten
Häusern schließt. Der quadratische Raum über der Pforte ist mit einem liegenden
oder stehenden Kreuz oder mit einer Ähnlichen Figur gefüllt. Das liegende Andreas-
kreuz (oft mit einer Raute verflochten) tritt im allgemeinen bis 1750 auf, von da
bis etwa 1810 das stehende Kreuz, dann kommen andere, mehr schreinerartig
zusammengesetzte Figuren. Man beachte in Abb. 70 die Entwicklung von der
einfachsten zur reichsten Form. Die Standfestigkeit wurde den Toren durch Fuß-
streben gegeben, die in kurze Querschwellen eingezapft waren. Jetzt sind von dieser
e
Verstrebung meist nur noch die Zapfenlöcher an den Pfosten festzustellen.
Das älteste Tor — vielleicht in der ganzen Gegend — ist das des Hofes
Kaiserstr. Nr. 73 vom Jahre 1639, das nächstälteste Kaiserstr. Nr. 63 vom Jahre
1694. Beide Tore unterscheiden sich von allen späteren dadurch, daß sie keinen
bogenförmigen Abschluß haben. Es fehlen die langen Bügen. Nur kurze Knaggen
BR
Abb. 62. Kaiserstraße 73, Hoftor von 1639. W.
!) in der Regel, manchmal auch rechts.
2) Vergl. Abb. 92.
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Höfe und
Häuser
Tore
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