Zieh-
brunnen
Rach-
werk-
reste
714 Hofgraß. Hofgüll
lag. Philipp Dieffenbach glaubt ihre Reste auf einer bewachsenen Anhöhe nordwest-
lich vom Hof, auf dem sog. Grasser Berg, festgestellt zu haben, auch sei ihm ver-
sichert worden, daß dort noch im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts ein gut
besuchter Markt abgehalten worden sei!). Der Markt läßt eher auf einen ehema-
ligen Wallfahrtsort als auf die Stelle eines ausgegangenen Dorfes schließen. (Vgl.
Trais-Horloff.)
Der Hof, ein alter Herrensitz, war eine Zeitlang im Besitz des hessischen
Ministers Du Thil, an den ein in der Nähe errichteter Denkstein erinnert. E
Entstehungszeit des Ziehbrunnens wird allgemein mit 1610 angegeben —
vielleicht auf Grund einer Jahreszahl, die nicht mehr vorhanden ist.
Quadratisches Becken. In den Sandsteinbrüstungen die eckigen Sockel der
Säulen. Diese rund, mit Ornament am Säulenstuhl und regelrechtem Würfel-
kapitell. Steinerner Sturz, darüber kreisrunde Kartusche, von Doppelvoluten
abgesteift.
In der Südwestecke des Hofes Fachwerkreste eines Hauses von 1617, jetzt
bei einem Hühnerstall wieder verwandt. Alle Hölzer mit Schachbrettmuster
überzogen.
HOFGÜLL
Gutshof s. Lich, nahe bei Arnsburg, Figentum des Fürsten von Solms-
Braunfels, Muschenheim zugeteilt.
Hofgüll liegt innerhalb des Pfahlgrabengebietes; östlich vom Hof erheben
sich über der Wetter (gegenüber der Bergermühle) die Reste des Kastells Alte-
burg-Arnsburg. Von letzterem zieht eine Römerstraße über Trais—Münzenberg
südlich nach Friedberg und eine vorgeschichtliche Straße am Fuß von Münzen-
berg, am „Eilo“ vorbei, wo bemalte Hallstattgefäße in Grabhügeln vorkommen,
nach Steinfurth. H.
1151 Hoven Gulle, 1219 grangia Gulle. 1304 Hovegulle. Von dem Hof hören
wir nur in Verbindung mit dem Kloster Arnsburg. Er gehört ihm seit seiner
Gründung und ist einer der bedeutendsten seiner Klosterhöfe. Das Kloster Alten-
burg, dessen Stiftungsgüter bekanntlich auf Arnsburg ohne Ausnahme überge-
gangen sind, erhielt 1151 fünf Huben „in Arnesburg et Hoven et Gulle“‘. Da ein Ort
Hoven in dieser Gegend sonst nicht bekannt ist, dürfen wir annehmen, daß für
Hoven et Gulle?) „Hoven Gulle“ zu setzen ist. Für 1198 bezeugt ihn ein Regest
in der „Supplica“ nach einem Arnsburger Kopiar?). Sicher genannt aber ist er
in der Bulle, durch die Honorius III 1219 dem Kloster Arnsburg alle seine Be-
sitzungen bestätigt). Die der „Supplica‘ als Beilage 10 beigegebene Karte zählt
ihn ebenfalls zum Klosterbezirk.
!) Archiv V, XIII, 69f.
®) 50 im Licher Original.
®) Supplica Beil. S. 126 Nr. 94.
2) 26.9820, 9.22 Nr.lS.