Holzheim 117
mit Doppelgraben erweitert worden. Hinter dem Wall, also östlich, liegen in regel-
mäßigen Abständen die hügelartigen Trümmer römischer Wachttürme, dahinter
auch einige vorgeschichtliche Grabhügel (Distrikt „Im Vogelsgesang‘“). In dem
spitzen Winkel nördlich der Stelle, wo die Straße Langgöns—Grüningen den Limes
schneidet (Distrikt „Im Kritschesende‘‘), befinden sich die gut erhaltenen Funda-
mente eines römischen Zwischenkastells oder Grenzgebäudes. Holzheim liegt im
Zuge der vorgeschichtlichen Straßen Langgöns—Eberstadt—Trais Münzenberg
und Butzbach— Grüningen— Garbenteich—Daubringen. ;E8
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772-824 Holzheim und Hozhheim!), 1210 und 1276 maior Holzheim, 1276
minor Holzheim. 1434 und 1459 Hultzheim = zum Wohnsitze im oder am Ge-
hölz?). Die Bezeichnungen Groß- und Klein-Holzheim, die sich von 1210-1304
finden?), zeigen uns zwei getrennte Dörfer, deren Vereinigung durch allmähliches
Zusammenwachsen zu einem Dorf Holzheim Wagner wohl mit Recht vermutet?).
Eine verhältnismäßig zahlreiche Bevölkerung des Ortes zur Karolingerzeit
ergibt sich aus den außerordentlich häufigen und reichen Schenkungen — etwa
zwölf —, die das Kloster Lorsch während der Jahre 772-824 in der Gemarkung
erhält, und aus dem Vorhandensein einer Kirche. Um so auffallender ist es, daß
wir auch hier in späterer Zeit von den alten Lorscher Beziehungen ebensowenig
etwas hören, wie in den anderen Orten, über die wir die ersten Nachrichten doch
gerade diesem Kloster verdanken. Als der Name Holzheim zum erstenmal in
geschichtlich hellerer Zeit genannt wird, finden wir das Geschlecht der Hagen-
Arnsburg als Herren der Gegend. Als Konrad im Jahre 1151 das Kloster Altenburg
stiftet, weist er ihm u.a. auch Güter in Holzheim zu. Aber auch die Dynasten
von Merenberg sind hier begütert; sie veräußern, wie es scheint, ihren ganzen
Besitz von 1210 bis 1247 nach und nach an das Kloster Arnsburg, denn wir hören
später nichts mehr von ihnen. Sie haben auch keine herrschaftlichen Rechte dort
ausgeübt. Das erste Gut, das sie dem Kloster 1210 verkauften, ließen sie ihm
vor dem Gericht in Grüningen auf, indem sie als Vertreter ihren Centgrafen
Meinfrid zur Grüninger „Sprache“
sandten?). Holzheim hat also ohne Zweifel
von vornherein zu dem Arnsburgischen Gebiet gehört, in dem wir es später unter
den Münzenbergern und Falkensteinern finden®). Nachdem es 1255 an die letzteren
gefallen war, kommt es bei der Teilung des Jahres 1271 an Philipp II und wird
nach dem Aussterben des Falkensteiner Stammes (1418) mit dem sog. Butzbacher
Drittel von Eppenstein durch das Los erworben. Aber die Eppensteiner, die sich
andauernd in Geldnöten befanden und deshalb große Teile ihres Gebietes ver-
äußerten, verkauften mit einem Viertel von Butzbach, der Hälfte von Grüningen,
!) Wohl nur verschrieben. Cod. Laur., Citate bei Scriba, O.
?) Weigand im Archiv VII, 291.
°) AUB Register.
*) Wüstungen I, 136f.
5) AUB 4.
°) Die Urkunde GCD V, 839 Nr. 80, in der das Stift Fulda den Zehnten zu Holzheim im Jahre 1390
an Philipp v. Falkenstein verkauft, gehört nicht hierher; sie bezieht sich auf einen ausgegangenen Ort
bei Petterweil, in dessen Gegend auch alle anderen in der Urkunde genannten Orte liegen. Vgl. Emmerich
im Archiv XI, 213.
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