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den Dörfern Gambach, Griedel und Dorfgill auch Holzheim an Graf Otto I. von
Solms-Braunfelst). Ein Zwischenspiel der Solmsischen Geschichte ist für Holzheim
von besonderer Bedeutung. Im Jahre 1623 hatte Landgraf Ludwig V. von Hessen
vom Kaiser Ersatz für im kaiserlichen Interesse aufgewendete Kriegskosten und
erlittenen Schaden verlangt. Ferdinand II. entschädigte ihn mit Gebieten der Pfalz,
von Isenburg, Löwenstein und Solms. Die Solmsischen waren der Anteil an Butz-
bach und die Dörfer Gambach, Griedel, Dorfgüll und Holzheim. Im Westphälischen
Frieden erhielt Solms die entfremdeten Orte wieder zurück?). Sie waren ein Viertel-
Jahrhundert hessisch gewesen, und gerade in diese Zeit fällt die Erbauung der
jetzigen Holzheimer Kirche durch Landgraf Philipp von Butzbach, dem die
Dörfer zugeteilt worden waren (s. u.).
Der Gerichtsort für Holzheim war ursprünglich Grüningen. Aber im Jahre
1333 werden der Centgraf und Schöffen zu Holzheim erwähnt. Damals hatte also
das Dorf ein eigenes Gericht?). Unter der Eppensteinischen und Solmsischen
Herrschaft wird es zum Amt Gambach gezählt.
Eine Urkunde des Klosters Lorsch berichtet uns, daß im 15. Jahre der
Regierung des Königs Karl (783) Anstrat und Ozilo dem Kloster im Dorfe Holz-
heim eine „Basilika‘‘ mit Reliquien des heil. Petrus, eine Kapsel, ein Kreuz,
andere Reliquien des heil. Martin und der heil. Petronella, einen Kelch mit einer
Patene und eine Altardecke geschenkt haben?). Nach einer anderen Urkunde
schenkte im Jahre 823 der Priester Walthelm, der dem Kloster in allen Teilen
der Wetterau und des Lahngaus bedeutende Zuwendungen verschafft hat, zwölf
Huben mit Feld, Wasser, Weide, Wald u.s.w., Hörige und eine Kirche, die dort
zu Ehren des heil. Nazarius erbaut worden war?). Man könnte danach annehmen,
daß Holzheim zur Karolingerzeit zwei Kirchen gehabt habe, was auch in anderen
Orten, z.B. in Cleen®), der Fall war. Da aber der Eintrag in den Notitiae hubarum’),
der nur eine Kirche nennt, jünger ist als die Urkunde von 8238), wäre entweder
die Basilika auf irgendwelche Art zerstört worden, oder Walthelm hätte durch
ihren Umbau seine Kirche hergestellt.
Holzheim war in nachkarolingischer Zeit keine selbständige Pfarrei, sondern
Filial von Grüningen; der Zehnte fällt noch 1229 dorthin, und 1276 bestehen
ähnliche Beziehungen). Erst 1321 war sie von der Mutterkirche separiert und hatte
einen besonderen Pfarrer!®). Wie Grüningen war sie später — der Zeitpunkt ist
!) Archiv I, 531. R. Graf Solms, Gesch. d. Hauses Solms S. 48.
®) Rommel, Gesch. von Hessen VI, 228. R. Graf Solms a.a. ©. S. 87.
®) AUB 636. 637.
*) Cod. Lauresh. II, 623 Nr. 2966.
’) A. a. O. 622 Nr. 2962. — Daß Walthelm diese Kirche mit Hilfe mehrerer Orte im Jahre 778 erbaut
habe, wie Rady, Gesch. d. kath. Kirche in Hessen S. 127 zu erzählen weiß, geht aus keiner Urkunde
des Codex hervor.
°) Cod. Laur. III, 250 Nr. 3724.
2)-A,..a.©. III, 2929,
°) Hülsen, Besitzungen des Kl. Lorsch S. 20.
2, AUB13 .u.153;
") AUB 530. — Nach einer archivalischen Nachricht im Braunf. Archiv fand die Trennung im Jahre
1309 statt. Dann wäre vielleicht der 1321 genannte Nicolaus der erste Pfarrer.