Full text: Südlicher Teil ohne Arnsburg ([C, 3], Band 3)

   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
118 Holzheim 
den Dörfern Gambach, Griedel und Dorfgill auch Holzheim an Graf Otto I. von 
Solms-Braunfelst). Ein Zwischenspiel der Solmsischen Geschichte ist für Holzheim 
von besonderer Bedeutung. Im Jahre 1623 hatte Landgraf Ludwig V. von Hessen 
vom Kaiser Ersatz für im kaiserlichen Interesse aufgewendete Kriegskosten und 
erlittenen Schaden verlangt. Ferdinand II. entschädigte ihn mit Gebieten der Pfalz, 
von Isenburg, Löwenstein und Solms. Die Solmsischen waren der Anteil an Butz- 
bach und die Dörfer Gambach, Griedel, Dorfgüll und Holzheim. Im Westphälischen 
Frieden erhielt Solms die entfremdeten Orte wieder zurück?). Sie waren ein Viertel- 
Jahrhundert hessisch gewesen, und gerade in diese Zeit fällt die Erbauung der 
jetzigen Holzheimer Kirche durch Landgraf Philipp von Butzbach, dem die 
Dörfer zugeteilt worden waren (s. u.). 
Der Gerichtsort für Holzheim war ursprünglich Grüningen. Aber im Jahre 
1333 werden der Centgraf und Schöffen zu Holzheim erwähnt. Damals hatte also 
das Dorf ein eigenes Gericht?). Unter der Eppensteinischen und Solmsischen 
Herrschaft wird es zum Amt Gambach gezählt. 
Eine Urkunde des Klosters Lorsch berichtet uns, daß im 15. Jahre der 
Regierung des Königs Karl (783) Anstrat und Ozilo dem Kloster im Dorfe Holz- 
heim eine „Basilika‘‘ mit Reliquien des heil. Petrus, eine Kapsel, ein Kreuz, 
andere Reliquien des heil. Martin und der heil. Petronella, einen Kelch mit einer 
Patene und eine Altardecke geschenkt haben?). Nach einer anderen Urkunde 
schenkte im Jahre 823 der Priester Walthelm, der dem Kloster in allen Teilen 
der Wetterau und des Lahngaus bedeutende Zuwendungen verschafft hat, zwölf 
Huben mit Feld, Wasser, Weide, Wald u.s.w., Hörige und eine Kirche, die dort 
zu Ehren des heil. Nazarius erbaut worden war?). Man könnte danach annehmen, 
daß Holzheim zur Karolingerzeit zwei Kirchen gehabt habe, was auch in anderen 
Orten, z.B. in Cleen®), der Fall war. Da aber der Eintrag in den Notitiae hubarum’), 
der nur eine Kirche nennt, jünger ist als die Urkunde von 8238), wäre entweder 
die Basilika auf irgendwelche Art zerstört worden, oder Walthelm hätte durch 
ihren Umbau seine Kirche hergestellt. 
Holzheim war in nachkarolingischer Zeit keine selbständige Pfarrei, sondern 
Filial von Grüningen; der Zehnte fällt noch 1229 dorthin, und 1276 bestehen 
ähnliche Beziehungen). Erst 1321 war sie von der Mutterkirche separiert und hatte 
einen besonderen Pfarrer!®). Wie Grüningen war sie später — der Zeitpunkt ist 
!) Archiv I, 531. R. Graf Solms, Gesch. d. Hauses Solms S. 48. 
®) Rommel, Gesch. von Hessen VI, 228. R. Graf Solms a.a. ©. S. 87. 
®) AUB 636. 637. 
*) Cod. Lauresh. II, 623 Nr. 2966. 
’) A. a. O. 622 Nr. 2962. — Daß Walthelm diese Kirche mit Hilfe mehrerer Orte im Jahre 778 erbaut 
habe, wie Rady, Gesch. d. kath. Kirche in Hessen S. 127 zu erzählen weiß, geht aus keiner Urkunde 
des Codex hervor. 
°) Cod. Laur. III, 250 Nr. 3724. 
2)-A,..a.©. III, 2929, 
°) Hülsen, Besitzungen des Kl. Lorsch S. 20. 
2, AUB13 .u.153; 
") AUB 530. — Nach einer archivalischen Nachricht im Braunf. Archiv fand die Trennung im Jahre 
1309 statt. Dann wäre vielleicht der 1321 genannte Nicolaus der erste Pfarrer. 
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
   
   
    
    
   
    
    
	        
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