Full text: Südlicher Teil ohne Arnsburg ([C, 3], Band 3)

Langsdorf 189 
1304 erwähnt wurde, damals selbständig gewesen und wurde später nur vorüber- 
gehend mit dem Hungener vereinigt; im Jahre 1390 war es von ihm wieder ge- 
trennt. Über die Ursachen dieses Vorganges sind wir im Unklaren. Dieffenbach!) 
berichtet über das Gericht: „Langsdorf hatte sonst sein eigenes Gericht, das 
außer dem Schultheißen aus 8 Rathsschöffen in Langsdorf und 4 derselben in 
Fulda bestand. Die anderen 20 Solms-Braunfelsischen Orte hatten dagegen ihr 
Gericht in Hungen. Kein Langsdorfer konnte anders als mit Einwilligung der 
erwähnten Schöffen verurteilt werden?). Alle Jahre auf Hippolyt (13. August) 
kamen von Fulda, wo sie die „Langsdorfer Rathsschöffen‘ hießen, die vier Schöffen. 
Dann war ein Feiertag, an welchem nur die fürstlichen Diener arbeiten und über 
Feld gehen durften. Das Gericht, welches bei dieser Gelegenheit gehegt wurde, 
hieß ein ‚vollkommenes‘ .. .““ Dieffenbach gibt für diese Nachricht keine Quelle 
an; vermutlich ist sie ihm bei seiner Reise durch die Wetterau erzählt worden. 
Ein anderer Autor?) berichtet, daß an demselben Tage, der auch zugleich der Tag 
des Hersfelder Heiligen Wigbert ist, bis ins 19. Jahrhundert hinein die Erinnerung 
an die Aufhebung der Leibeigenschaft in den Wetterauer Bezirken der Grafschaft 
Solms-Braunfels gefeiert worden sei. Da mag der Gerichtstag mit dem Fest ver- 
bunden gewesen sein. Dunkel aber bleibt die Einrichtung der vier Fuldaer Schöffen, 
die vielleicht auf alten Fuldaischen Besitz zurückzuführen ist, wenn nicht gar eine 
Verwechslung mit Hersfeld vorliegt. 
Aus dem ausgegangenen Dorf Hausen in der jetzigen Licher Gemarkung 
zwischen Langsdorf und Niederbessingen siedelten Einwohner nach Langsdorf, 
deren Nachkommen noch 1858 im „Häuser Gericht‘ begütert waren und es 
vielleicht noch heute sind. Unter der Häuser Gerichtslinde wurde bis zum Jahre 
1820 noch das Rüge- (Feld-) Gericht abgehalten). Über das noch vorhandene 
Gerichtssiegel s. u. 
Die Kapelle in Langsdorf, die nur klein war — nach der Urkunde im Grund- 
stein der jetzigen Kirche maß sie 52:25 Schuh —, war ein Filial der Kirche in 
Hungen. Im kirchlichen Verband und Patronat folgte sie der Mutterkirche. So 
kam sie aus dem Hersfeldischen Besitz, dessen Rechte im Jahre 1403 von Falken- 
stein käuflich erworben worden waren, im Jahre 1408 an das Marienstift in Lich 
und bildete mit ihrem der Mutter Gottes geweihten Altar ein Benefieium dieser 
Kollegiatkirche®). Das Stift versprach im Jahre 1462, den Altar nur an solche 
Bewerber zu verleihen, die sich gegen die Gemeinde Langsdorf schriftlich ver- 
pflichtet hätten, im Dorfe zu wohnen®). Mit der Reformation erhielt Langsdorf 
eine eigene Pfarrei. Am Sonntag Invocavit 1563 verkaufte ein Langsdorfer Bürger 
1) Archiv V, Nr. XIH, S. 86. 
°) Dem entspricht die Verordnung der Brüder Bernhard und Johann v. Solms, daß die Bürger 
von Lich bei Streitigkeiten denen von Langsdorf am Gericht folgen sollen und umgekehrt. 1427 Febr. 11. — 
Or. im Pfarrarchiv Langsdorf. 
®) R. Graf Solms, Gesch. d. Hauses Solms S. 52. — S. bei Hungen. 
4) Pfarrchronik S. 24f. 
) Ebel BHKG III, 21 u. 39. 
°) Uff St. Thomastag (Dez. 21) Abschrift d. 15. Jahrhunderts im Archiv Braunfels. Ein solcher 
Revers des Johann Schutz von Marburg 1478 mitwoch n. Bartholomei apost. (Aug. 26) liegt vor. Or. 
Pfarrarchiv. 
  
      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
    
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